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Nach 30 Jahren Mauerfall stereotypes Ost-West-Denken überholt

Archivmeldung vom 08.11.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.11.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Ossi und Wessi (Symbolbild)
Ossi und Wessi (Symbolbild)

Bild: Unbekannt / Eigenes Werk

Ost- und Westdeutschland haben sich in den zurückliegenden 30 Jahren wirtschaftlich stark angenähert, dagegen tut sich schleichend eine neue Schere zwischen Nord- und Süddeutschland auf. Zu diesem Ergebnis kommt KfW Research in seiner jüngsten Studie "Nord-Süd, Ost-West - Gedanken zu Deutschland 30 Jahre nach dem Mauerfall".

Demnach nahm die Ost-West-Lücke bei der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit um 32 Prozentpunkte ab: Erreichte Ostdeutschland 1991 bei der Bruttowertschöpfung neuer Waren und Dienstleistungen in Relation zur Einwohnerzahl nur 43 % des Westniveaus, so sind es aktuell 75 %. Noch stärker - um 38 Prozentpunkte - konnte die Lücke bei der Arbeitsproduktivität verkleinert werden.

Bei dem verfügbaren Haushaltseinkommen je Einwohner, also dem wichtigsten Maß des privaten materiellen Wohlstands, lag das relative ostdeutsche Niveau dank der Umverteilungseffekte des Steuer- und Sozialsystems bereits 1991 bei 61 % des westdeutschen Vergleichswerts und ist heute auf 86 % gestiegen. Die stärksten Fortschritte wurden dabei am Anfang des Konvergenzprozesses erzielt, Ostdeutschland erreichte also relativ schnell ein deutlich höheres Niveau an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und materiellem Wohlstand als zuvor in der DDR. "Das ist vor allem eine enorme Leistung der dort lebenden Menschen", sagt der Autor der Studie Klaus Borger.

Gleichzeitig ging in den zurückliegenden drei Jahrzehnten jedoch eine neue Schere zwischen dem Norden und dem Süden Deutschlands schleichend immer weiter auf: Seit 1991 sanken die Bruttowertschöpfung im Norden im Vergleich zum Süden um 5, die Arbeitsproduktivität um 7 und das verfügbare Haushaltseinkommen um 4 Prozentpunkte.

Die "stereotype Ost-West-Dichotomie" sei 30 Jahre nach dem Mauerfall überholt, so Borger. "Regionalförderung soll deshalb unabhängig von Himmelsrichtungen ausgerichtet werden. Sie ist eine Daueraufgabe, bei der man sich nicht ausruhen darf. Schließlich können selbst ursprünglich homogene Regionen aufgrund des Strukturwandels in unterschiedliche Richtungen driften, wie die neue Nord-Süd-Schere zeigt."

Quelle: KfW (ots)

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