Pistorius: AfD-Aussagen über Trauer nach Brüssel widerlich und kaum zu ertragen
Archivmeldung vom 23.03.2016
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit Entsetzen und scharfer Kritik hat der SPD-Innenpolitiker Boris Pistorius auf Äußerungen aus der Alternative für Deutschland (AfD) anlässlich der Terrorakte von Brüssel reagiert. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der niedersächsische Innenminister, "die barbarischen Anschläge von Brüssel zum Anlass kruder politischer Äußerungen seitens der AfD-Spitze zu nehmen, ist für mich als Demokraten und vor allem als Mensch schon kaum zu ertragen. Noch viel widerlicher finde ich es allerdings, Millionen Menschen in der ganzen Welt, die ehrliche Anteilnahme und Mitgefühl zeigen, zu verhöhnen und als Heuchler zu bezeichnen".
Die AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry und der Europa-Abgeordnete der Partei Marcus Pretzell hatten bei Facebook einen Text geteilt, in dem es mit Blick auf Zeichen der Anteilnahme in den sozialen Netzen unter anderem heißt, "jetzt werden sie nämlich wieder irgendetwas sein. Sie waren Charlie, sie waren Paris und jetzt sind alle Brüssel oder gar Belgien". Statt etwas zu tun, würden "Heuchler" nutzlose Bilder tauschen. Es seien "wieder Menschen gestorben, und es werden weitere sterben, solange ihr selbst nicht wisst, wer ihr wirklich seid und wofür ihr steht", heißt es in dem Text. Es gehe "um unsere Identität als freiheitlich aufgeklärte Europäer".
Ihre Gedanken seien bei den Opfern und deren Angehörigen, schreiben die beiden AfD-Politiker. Aber: "Der Traum vom bunten Europa ist kaputt, weggebombt zum wiederholten Mal! Akzeptiert es endlich!" Für Pistorius zeigt sich in diesen Äußerungen "wieder einmal das wahre, das echte Gesicht der AfD hinter ihrer Maske der vermeintlichen Besorgnis. Und dieses wahre Gesicht steht für eine Spaltung der Gesellschaft, für Pauschalurteile und Ausgrenzung", so der Minister. "Was wir wirklich brauchen - gerade jetzt - sind dagegen Haltung, Mut und souveräne Geschlossenheit, die weder islamistischem Terror nachgibt noch rechtspopulistischen, völkisch-nationalen Tönen auf den Leim geht."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)