Garton Ash: Liberale Revolution nach 1989 hat Europa "unglaublichen Schaden" zugefügt
Archivmeldung vom 08.11.2019
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Freigeschaltet durch André OttDer britische Historiker Timothy Garton Ash, sieht den Erfolg populistischer Parteien in Europa als "antiliberale Gegenrevolution" zu einem Vierteljahrhundert liberaler Revolution seit 1989. "Ein Fehler war die Reduzierung des Liberalismus auf eine Dimension: die der Wirtschaft", sagte Garton Ash dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Er kritisierte zudem die damalige Konzentration auf der Globalisierung der Finanzmärkte. "Dadurch kam es zur Finanzkrise, dann zur Eurokrise und schließlich zur wirtschaftlichen Depression. Wir haben uns dadurch einen unglaublichen Schaden zugefügt." Wirtschaftliche Ungleichheit sei sicherlich eine Ursache für populistische Bewegungen in allen Ländern Europas. Den wahrscheinlichen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union bezeichnete Garton Ash, ein erklärter Gegner des Brexit, als "lebensgefährlich für das Vereinigte Königreich als Staat und auch sehr gefährlich für Europa". Die Parlamentswahlen im Dezember seien die allerletzte Chance, als britische Europäer den Brexit zu vermeiden. Im Fall einer Mehrheit der heutigen Opposition gebe es noch die Chance auf ein zweites Referendum. "Wenn nicht, dann ist die Sache gelaufen."
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)