Caritas kritisiert Debatte über Abtreibungsärzte-Mangel
Archivmeldung vom 18.12.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.12.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDie Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa, hält die Darstellung, im ländlichen Raum fehle es speziell an Ärzten, die Abtreibungen vornehmen, für übertrieben. "Im ländlichen Raum ist es heutzutage insgesamt schwierig, Ärzte zu finden, egal ob für eine Abtreibung oder für eine Gallenuntersuchung", sagte sie dem "Tagesspiegel".
Das Phänomen, dass manche Abtreibungsärzte im gesetzten Alter nicht in
den Ruhestand gehen können, weil dann im sehr weiten Umkreis niemand
anders da wäre, zog sie in Zweifel. "Ich habe den Eindruck, dass das in
der öffentlichen Darstellung übertrieben wird", sagte die Chefin des
Wohlfahrtsverband der römisch-katholischen Kirche in Deutschland. Schon
heute seien die Länder rechtlich verpflichtet, sicherzustellen, dass in
Sachen Schwangerschaftsabbruch Versorgungssicherheit gewährleistet ist.
"Wir müssen schauen, dass sie dieser Verpflichtung nachkommen."
Welskop-Deffaa
verteidigte die geltende Rechtslage gegen die derzeit laufenden
Bemühungen, eine parlamentarische Mehrheit für eine Legalisierung von
Abtreibungen zu finden. "Ich bin enttäuscht, wie kurz das historische
Gedächtnis derjenigen ist, die die bisher geltende Regelung ändern
wollen. Sie tun so, als hätten wir noch eine Rechtslage wie in den
Siebzigern", sagte die Caritas-Präsidentin. "Dabei ist das zum Glück
nicht der Fall."
In diesem Zusammenhang nahm sie auch Stellung zu
einer Forsa-Umfrage, nach der 74 Prozent der Bevölkerung für die
Legalisierung sind. "Ich glaube, viele Menschen haben eine falsche
Vorstellung davon, was Rechtslage ist, und fordern nur deshalb, den
Paragrafen 218 abzuschaffen", sagte Welskop-Deffaa. Eine bessere Balance
als derzeit zwischen den Rechten der Mutter und denen des werdenden
Lebens lasse sich ihrer Ansicht nach schwer finden.
Nach Angaben
des Statistischen Bundesamts (Destatis) ist die Zahl der Ärzte, die
Abtreibungen durchführen, von 2.030 im Jahr 2003 auf 1.100 im Jahr 2021
gefallen. Zum Teil beträgt die geringste Entfernung von einem
Abtreibungsarzt zu seinem nächstgelegenen Kollegen über 100 Kilometer.
Quelle: dts Nachrichtenagentur