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Professor Hans-Werner Sinn: "Target-Salden machen Deutschland handlungsunfähig."

Archivmeldung vom 13.08.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.08.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

"Ich habe einen wachsenden Verteilungsstreit vor Augen. Es wird Programme zur weiteren Vergemeinschaftung der Haftung geben, eine gemeinsame Einlagensicherung, eine gemeinsame Arbeitslosenversicherung, wie sie von den Franzosen gefordert wird, ein gemeinsames Budget für die Eurozone - letztlich mit Transfers von Deutschland in andere Länder. Deutschland wird - im Kern zwar zögerlich - nachgeben, um den Kollaps des Systems zu verhindern.

Wir sind nicht mehr frei in unseren Entscheidungen. Die Target-Salden machen Deutschland handlungsunfähig, weil es nicht mehr die Option hat, 'Nein' zu sagen", stellt Professor Dr. Hans-Werner Sinn im Interview mit www.misesde.org fest. Der frühere Präsident des ifo-Institutes in München hat bereits vor Jahren mit seinem Buch "Die Target-Falle" auf das Problem aufmerksam gemacht und betont, dass es ihm sehr wichtig sei, dass das Thema 'Target2' richtig verstanden wird. Sinn skizziert, dass Deutschland die Portfolios der ganzen Welt mitgerettet habe, indem die Investoren die riskanten Anlagen in Südeuropa nun abstoßen und durch Vermögensobjekte in Deutschland ersetzt wurden, während die Bundesbank nun auf dem Umweg über das Eurosystem, also indirekt, zum größten Gläubiger der südeuropäischen Notenbanken wurde. Er glaubt im Gegensatz zu vielen anderen Ökonomen, dass man die Target-Salden behutsam begrenzen könne, indem man Obergrenzen setze, bei deren Überschreitung saftig Strafzinsen kassiert würden, denn Überweisungen zwischen den Ländern könnten auch durch private Banken und Clearingsysteme erledigt werden. Die Bundesbank müsse sich nicht ins Risiko begeben, so Sinn.

Ihm sei nicht bekannt, dass sich Bundeskanzlerin Merkel irgendwann einmal zu Target2 geäußert hat. "Aber der Vorsitzende des Wirtschaftsrats der Union, Wolfgang Steiger, hat kürzlich in einem Interview mit der Wirtschaftswoche vor den wachsenden Target-Salden gewarnt. Er sagte: "Es geht um einen wesentlichen Teil des deutschen Auslandsvermögens. Die Bundesregierung muss aufhören, das Problem herunterzuspielen. Denn über das Target-System gewährt Deutschland anderen Euroländern zinsfreie Überziehungskredite in unbegrenzter Höhe für unbegrenzte Zeit". Ich bin nun wirklich gespannt auf die Kanzlerin. Irgendwann muss sie ihr Schweigen brechen", gibt Sinn zu bedenken.

"Die Target-Forderungen sind Vermögen der Bürger, daher täte der Staat gut daran, sich verantwortlich und ehrlich zu machen. Denn ein System, in dem die Deutsche Bundesbank nichtkreditwürdigen und maroden Ländern Geld leiht, ist alles andere, nur nicht nachhaltig und führt unweigerlich zum Kollaps", fügt Andreas Marquart, Vorstand des Ludwig von Mises Instituts Deutschland an.

Das Ludwig von Mises Institut Deutschland hat auf seiner Homepage www.misesde.org das komplette Interview veröffentlicht: https://www.misesde.org/?p=20317

Quelle: Ludwig von Mises Institut Deutschland e. V. (ots)

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