Städtetag und Landkreistag widersprechen Müntefering
Archivmeldung vom 05.08.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBei den Kommunen kommt die Forderung von SPD-Chef Franz Müntefering, mehr zu investieren für die Schaffung von Arbeitsplätzen und weniger Schulden abzubauen, nicht gut an.
"Die Aussagen des SPD-Vorsitzenden beruhen auf falschen Vorstellungen zur kommunalen Finanzlage", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Landkreistages, Hans-Günter Henneke, dem Berliner "Tagesspiegel" (Freitag-Ausgabe). Die Finanzkrise bei Städte, Gemeinden und Kreisen
dauere trotz der Entlastung bei der Gewerbesteuerumlage an. "In
Anbetracht dessen ist es unmöglich, mehr zu investieren", so Henneke.
Skeptisch ist auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags,
Stephan Articus. "Die Städte, die finanziell dazu in der Lage sind,
investieren bereits wieder verstärkt. In zahlreichen Städten sind die
Defizite trotz der positiven Entwicklungen bei der Gewerbesteuer
jedoch nach wie vor so groß, dass sie noch weit davon entfernt sind,
zusätzliche Einnahmen für Investitionen verplanen zu können", sagte
er dem "Tagesspiegel". Articus verweist auf das kommunale
Haushaltsrecht: "Das verpflichtet die Kommunen, verbesserte Einnahmen
zur Reduzierung ihrer Defizite und zur Tilgung von Schulden und
Kassenkrediten zu nutzen, mit denen sie seit Jahren laufende Ausgaben
in ihren Verwaltungshaushalten finanzieren müssen."
Städtetag wie Landkreistag verweisen zur Begründung auf das immens
gewachsene Volumen der kurzfristigen Kassenkredite. Laut Henneke habe
dies allein bei den Landkreisen 2004 den "Besorgnis erregenden
Höchststand von 3,1 Milliarden Euro" erreicht. Für 2005 sei mit einer
Rekordsumme von fünf Milliarden zu rechnen. Nach Angaben des
Städtetags lagen die Kassenkredite in allen Kommunalbereichen vor
zehn Jahren noch bei gut einer Milliarde Euro, Anfang 2001 waren es
schon 7,2 Milliarden. Ende 2004 seien sie auf einen "traurigen
Rekordstand" von 20,2 Milliarden Euro gestiegen.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel