Dobrindt will Wahlrechtsreform zur Koalitionsbedingung machen
Die CSU will das neue Wahlrecht schon nach einer Bundestagswahl wieder rückabwickeln - und nennt die neuerliche Reform als Voraussetzung für jedes Bündnis. "Die Änderung der Wahlrechtsmanipulation der Ampel ist für uns eine Koalitionsbedingung", sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt dem "Stern".
"Das vollkommen verkorkste und bewusst vermurkste Ampel-Wahlrecht werden
wir in der nächsten Wahlperiode korrigieren, ohne dabei die Zahl der
Abgeordneten zu erhöhen." Mit dem durch die Ampel-Regierung
beschlossenen Wahlrecht werde der Wählerwille in den Wahlkreisen
ignoriert, sagte der CSU-Politiker. Die aktuell gültige Regelung bedeute
weniger Demokratie und eine weniger direkte Teilhabe von Bürgern an der
politischen Willensbildung im Parlament.
Nach dem ab 1956
gültigen Wahlrecht wurden die Sitze, die einer Partei nach ihrem Anteil
an Zweitstimmen, zunächst mit den in den Wahlkreisen durch Erststimmen
errungenen Direktmandaten aufgefüllt. Wenn eine Partei mehr
Direktmandate erringt, als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis zustehen,
zogen diese zusätzlich in den Bundestag ein.
In einer Reform 2011
wurden in Reaktion auf ein Verfassungsgerichtsurteil zusätzlich
Ausgleichsmandate eingeführt: Sie sollten dafür sorgen, dass die
Sitzverteilung im Parlament dem Zweitstimmanteil der jeweiligen Partei
entsprachen. Dies führte zuletzt zu einem deutlichen Anwachsen des
Bundestages. Eine kleinere Reform 2020 hatte zuletzt zur Folge, dass
nicht mehr alle Überhangmandate ausgeglichen werden. Davon konnte vor
allem die CSU profitieren.
Die vom Bundesverfassungsgericht
weitgehend bestätigte Reform der Ampel sieht nun vor, dass es keine
Überhang- und Ausgleichsmandate mehr geben soll. Damit verlieren im
Vergleich zur Zeit vor 2020 alle Parteien gleichmäßig Sitze. Im
Vergleich zur Situation danach trifft die Reform die CSU deutlicher als
andere Parteien.
Die Union schlug zur Verkleinerung des
Bundestags zuletzt vor, Erst- und Zweitstimme getrennt voneinander zu
betrachten. Die Hälfte der Sitze würde damit proportional nach der
Zweitstimme zugeteilt werden, die andere Hälfte ginge an die
erstplatzierten Wahlkreiskandidaten. Diese Reform hätte bei den
vergangenen Wahlen die Union zulasten der anderen Parteien gestärkt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur