Polizei soll künftig neben der Staatsangehörigkeit auch den Migrationshintergrund von Tätern und Opfern erfassen
Archivmeldung vom 24.05.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Innenminister von Bund und Ländern planen, dass die Polizei künftig neben der Staatsangehörigkeit auch den "Migrationshintergrund" von Straftätern wie von Opfern erfasst. Das geht aus einer Beschlussvorlage für die Innenministerkonferenz (IMK) kommende Woche in Berlin hervor, berichtet der Berliner "Tagesspiegel" (Freitagausgabe).
"Die IMK sieht die Notwendigkeit,
das Phänomen der Kriminalität in Bezug auf Tatverdächtige und Opfer
mit Migrationshintergrund weiter aufzuhellen", heißt es darin.
Der aktuelle Sicherheitsbericht der Bundesregierung sowie
kriminologische Forschungsinstitute stellten danach einen
Zusammenhang zwischen "Kriminalität und Migrationshintergrund" fest.
Die Daten über Gewalttaten ausländischer Jugendlicher zeigten einen
engen Zusammenhang zwischen sozialem Status, Bildung,
Kulturkonflikten und Gewaltbereitschaft. Entsprechend führten
Integrationsschwierigkeiten zu einer erhöhten Gefahr für die
Jugendlichen, straffällig zu werden.
Besonders "junge männliche Spätaussiedler", also Russlanddeutsche,
aber auch eingebürgerte Libanesen oder Türken haben die Innenminister
als Problemgruppen ausgemacht. Alle sind Inhaber eines deutschen
Passes - die polizeilichen Statistiken aber weisen nur die
Nationalität, nicht den ethnischen Hintergrund von Tätern und Opfern
aus. Bei den Opfern gelten insbesondere Zuwanderer ohne deutsche
Staatsangehörigkeit als Risikogruppe. In der Statistik taucht aber
weder die Nationalität noch der Migrationshintergrund auf.
Die Innenministerkonferenz soll nach Informationen der Zeitung nun
ein Konzept für die Erfassung des Migrationshintergrunds erstellen.
Außerdem ist geplant, die jenseits der Kriminalstatistiken schon
vorhandenen Erkenntnisse auszuwerten. Daraus sollen Konsequenzen für
die Strafverfolgung wie auch für die Prävention folgen.
Das Vorhaben hat der noch amtierende Bremer Innensenator Thomas
Röwekamp (CDU) angeschoben. Seine Vorlage fand bei der
Vorbereitungssitzung zur Innenministerkonferenz jetzt bereits
Zustimmung. Röwekamp sagte auf Anfrage der Zeitung, es gehe ihm
"nicht um eine Stigmatisierung". "Vielmehr soll die Erfassung einem
besseren Schutz der Opfer und der Aufhellung eines statistischen
Dunkelfeldes dienen", sagte Röwekamp.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagessspiegel