NRW plant Fitnesstest für Grundschüler
Archivmeldung vom 19.05.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJedes sechste Kind ist zu dick oder leidet unter Bewegungsstörungen. Mit einem Fitness-Test für Grundschüler will NRW ab August gegensteuern. In zunächst 25 Modellkommunen sollen Grundschüler auf Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Beweglichkeit geprüft werden.
"Ziel ist es, Eltern und Kinder frühzeitig auf motorische Defizite hinzuweisen", sagte Sportministerin Ute Schäfer (SPD) der in Hagen erscheinenden Westfalenpost (WP). Den größten Nachholbedarf in der Beweglichkeit haben Mädchen mit Migrationshintergrund.
Die einstündigen Motoriktests laufen außerhalb des Unterrichts und werden von Sportlehrern oder Übungsleitern in Vereinen durchgeführt. Nach der Auswertung erhalten Eltern eine kindgerechte Empfehlung, wie sich die Leistung verbessern lässt. Für Kinder mit größeren Bewegungsproblemen gibt es gezielte Einstiegsangebote in Vereinen, die das Land finanziert.
Ministerin Schäfer empfiehlt den Schulen, den ersten Test in Klasse 2 durchzuführen und die Entwicklung des Kindes in Klasse 4 zu überprüfen. Als Ansprechpartner soll in jeder Kommune ein hauptamtlicher "Kümmerer" benannt werden.
Die Hauptursachen für Übergewicht und motorische Störungen sehen Sportexperten im Bewegungsmangel. Hatten Grundschüler in den 70er-Jahren noch drei bis vier Stunden Bewegung pro Tag, so ist es heute im Schnitt gerade noch eine Stunde. Dabei spielt der gestiegene Medienkonsum - Fernsehen, Computer, Spielkonsole - eine große Rolle. Kinder, die mehr als fünf Stunden pro Tag fernsehen, haben gegenüber Kindern mit zwei Stunden Fernsehkonsum ein fünffach höheres Risiko zum Übergewicht.
Das hat Folgen: In Tests war jeder dritte Grundschüler in Deutschland nicht in der Lage, auf einem schmalen Balken zwei oder mehr Schritte rückwärts zu balancieren. 43 Prozent der Kinder konnten ihre Fußsohlen nicht mehr mit den Fingerspitzen erreichen. Gemeinsam mit dem Landessportbund hat die Ministerin die Kommunen jetzt aufgefordert, sich an motorischen Tests zu beteiligen. Unter anderem bewerben sich Dortmund, Bottrop, Gladbeck, Herten, Mülheim, Oberhausen, Recklinghausen, Unna, Witten und Winterberg um die Teilnahme am Modellprojekt. CDU und FDP forderten die Landesregierung auf, die Fitnesstests langfristig auf alle Städte und Gemeinden auszudehnen.
Quelle: Westfalenpost (ots)