Kanzleramtschef Helge Braun: Verstöße gegen Corona-Regeln sind "gesellschaftsschädigendes Verhalten"
Archivmeldung vom 20.10.2020
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Freigeschaltet durch André OttKanzleramtsminister Helge Braun hat in ungewöhnlich scharfen Worten jene Bürger kritisiert, die angesichts dramatisch steigender Corona-Infektionen Partys feiern und gegen staatliche Regeln verstoßen. "Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern gesellschaftsschädigendes Verhalten. Es ist ein schwerer Verstoß gegen den Gemeinsinn in unserem Land", sagte Braun in einem Interview mit dem stern.
Deutschland sei bislang vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. "Das Einzige, womit wir unseren Erfolg zunichte machen können, ist unser Freizeitdrang", so der CDU-Politiker weiter Es gehe nun darum, über den bevorstehenden Winter zu kommen. "Da ist eine gesellschaftliche Rücksichtnahme der Jüngeren gegenüber den Älteren etwas, was man erwarten darf."
Zwischen 80 und 90 Prozent der Menschen verhielten sich vorbildlich und diszipliniert, sagte Braun. "Es gibt eine kleine Gruppe, die Regeln ignoriert. Sie ist ein Problem für die gesamte Gesellschaft, weil diese Leute nicht nur sich selbst gefährden." Der Kanzleramtschef sprach sich in diesem Zusammenhang für "empfindliche Bußgelder" bei Verstößen aus. Auf die Frage, ob ein regelkonformes Verhalten für ihn eine Frage des Anstands sei, antwortete Braun: "Absolut. " Es sei nun "mehr Gemeinsinn von allen verlangt".
Im Gespräch mit dem stern ließ der Kanzleramtsminister, der zu den engsten Vertrauten von Angela Merkel zählt, auch erkennen, dass er weitere Verschärfungen der Corona-Regeln für nötig hält. Die Beschlüsse der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der vergangenen Woche würden "den enormen Anstieg nicht komplett abbremsen", sagte Braun. Zugleich appellierte er an die Selbstverantwortung jedes Einzelnen. Die Menschen müssten mehr tun, als die Politik verlange. "Jetzt ist der Moment, sehr vorsichtig zu sein. Alle müssen jetzt konzentriert mithelfen, damit die Zahlen nicht weiter steigen", so Braun. "Wir haben es hier mit keiner Krise zu tun, die die Politik bewältigen kann. Diese Krise können nur die Menschen meistern."
Quelle: Gruner+Jahr, STERN (ots)