Anlage-Guru El-Erian kritisiert Bundesregierung
Archivmeldung vom 16.02.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Anlage-Experte und Chefberater des Versicherungskonzerns Allianz, Mohamed El-Erian, hat die Haushaltspolitik der Bundesregierung kritisiert. Deutschland müsse mit zusätzlichen Ausgaben und Investitionen für mehr Wachstum sorgen, sagte El-Erian im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 3/2017). "Auch Deutschland hat noch nicht jene Strukturreformen und Politik geliefert, die die Euro-Zone braucht", kritisierte er die Bundesregierung. Erst mit wieder höherem Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone könnten auch die Zinsen in der Euro-Zone wieder steigen. Beschwerden über die aktuell niedrigen Zinsen "sollten Menschen nicht an die Europäische Zentralbank, sondern an die Politik richten."
Zugleich warnte El-Erian vor immer größeren Risiken durch die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken weltweit. "Das System ist nicht so stabil, wie es scheint." Der Nutzen der lockeren Geldpolitik nähme beständig ab, die Risiken über steigende Vermögenspreise und unterdrückter Volatilität dagegen laufend zu. "Wir sind konditioniert worden, dass man sich auf die Notenbanken schon verlassen kann. Das allein wird aber nicht reichen."
Die Verteufelung liquider Anlagen wie Cash in Zeiten von Nullzinsen und einer Inflationsrate von zwei Prozent kann El-Erian vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehen. "Sie halten sich Optionen offen - für den Fall, dass etwas fürchterlich schiefläuft, dass wir Handelskriege erleben oder einen neuen Protektionismus", erläuterte der Allianz-Chef-Berater im 'Capital'-Interview. Zwar gebe es eine Reihe interessanter Unternehmen wie Google, Microsoft oder Amazon, doch auch hier sieht El-Erian Aktieninvestments eher kritisch. "Ich bin skeptisch, wenn man etwas kauft, nur weil es die beste von mehreren schlechten Alternativen ist. Wenn Sie sich anschauen, welche Preise die Zentralbanken nach oben getrieben haben und welche nicht, gibt es nicht mehr viele Alternativen - außer Cash und Venture Capital."
Quelle: Capital, G+J Wirtschaftsmedien (ots)