Steinmeier ruft insbesondere Politiker nach Brüderle-Affäre zu "professioneller Distanz" auf
Archivmeldung vom 26.01.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts der öffentlichen Debatte um Sexismus im Fall von FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle hat der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Frank-Walter Steinmeier, "professionelle Distanz" der Beteiligten im Bereich von Politik und Medien eingefordert. In einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" sagte Steinmeier: Angesichts der jetzt ausgelösten Debatte um Sexismus im Alltag "gibt´s jenseits von Heuchelei nur einen Grundsatz, den sich Politiker - und vermutlich nicht nur die - auferlegen müssen: nämlich professionelle Distanz wahren!".
Auf die Frage, ob ihn sein Kollege Brüderle leid tue wegen der öffentlichen Debatte nach einem entsprechenden Stern-Artikel, antwortete Steinmeier: "Wenn ihm Unrecht geschieht, tut er mir leid. Ob das der Fall ist, weiß er nur selbst." Vom Sockel des Ehrenmann-Denkmals seien aber "schon zu viele gestürzt - wir sollten aufhören, jeden erst drauf zu hieven und ihn anschließend runterfallen zu sehen". Alle, die in Spitzenpositionen der Politik einrückten, "wissen, dass sie in der ersten Reihe stehen und sich deshalb einer neuen öffentlichen Durchleuchtung unterziehen müssen", sagte Steinmeier." Herr Brüderle ist ja nicht der erste, der das erlebt."
Die Nähe von Politik und Medien sei "unvermeidbar und beides wird von Menschen gemacht", meinte der SPD-Politiker. Er glaube aber nicht, dass sie wirklich größer geworden sei. "Mein Eindruck ist, dass in den alten Bonner Verhältnissen die persönlichen Beziehungen zwischen Politik und Presse eher dichter waren als heute." Im überschaubareren Bonn sei es häufig genug zu "grenzüberschreitenden" Freundschaften gekommen. "Heute sind die Bedingungen gänzlich andere. Der Konkurrenzdruck ist unendlich gewachsen, der kurzfristige Verwertungsaspekt einer Information viel wichtiger geworden, als alles andere." Die Distanz habe insgesamt eher zugenommen. Steinmeier fügte hinzu: "Die Bereitschaft zu kurzfristigen taktischen Bündnissen und damit zu gegenseitiger Instrumentalisierbarkeit, ist ohne Zweifel größer geworden."
Quelle: Leipziger Volkszeitung (ots)