Verfassungsschutz: Zahl der "Reichsbürger" innerhalb von 3 Wochen um 900 gewachsen auf 16.500
Archivmeldung vom 25.01.2018
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Freigeschaltet durch André OttDie Zahl der sogenannten "Reichsbürger" und Selbstverwalter ist 2017 um 65 Prozent gestiegen. Die Sicherheitsbehörden rechnen der Szene, die das Rechtssystem Deutschlands ablehnt, 16.500 Personen zu, sagte der Präsident des Kölner Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Davon gelten 900 als Rechtsextremisten. Rund 1.000 "Reichsbürger" verfügen nach Erkenntnissen der Behörden ganz legal über Waffen. Dabei sind ihnen 2017 bereits in etwa 350 Fällen die Waffenscheine entzogen worden. 2016 ging man noch von 10.000 "Reichsbürgern" aus. Allein im letzten Quartal 2017 stieg die Zahl der "Reichsbürger" um 1.500. Die Zahlen können sich nach Maaßens Worten "durchaus weiter erhöhen". Das besondere Augenmerk des Verfassungsschutzes liegt seinen Angaben zufolge auf "Reichsbürger", die Rechtsextremisten sind und Waffen besitzen. Ihnen wollen die die Bundesländer die Waffenscheine entziehen. Ein Grund für den Anstieg der Zahlen könnte der sogenannte Nachahmereffekt sein. Außerdem hat der Verfassungsschutz die Szene stärker unter die Lupe genommen. "Wir schauen genau hin und werden dies auch in Zukunft tun", sagte Maaßen.
Hintergrund Reichsbürger:
Einige Politiker haben in Kooperation mit verschiedenen Medien den Begriff "Reichsbürger" quasi neu erfunden. Ein "Reichsbürger" im Sinne dieser Vorstellung ist nicht wirklich definiert. Es hat oft den Verdacht das jeder missliebige Mensch als "Reichsbürger" tituliert wird. Nach den gängigen Mediendefinitionen, die frei gewählt sind, schätzen alternative Experten die "Szene" bis zu 1000 mal größer ein auf rund 10-12 Millionen (Stand 2016). Werden extreme Definitionen von "Reichsbürgern", beispielsweise von der Linksextremen Amadeo-Antonio-Stiftung verwendet , dürften deutlich mehr Bundesbürger "Reichsbürger" sein, da nach deren Definition sogar die CDU-Mitglieder als "Reichsbürger" erfasst werden müssten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur / André Ott