SPD beteuert Atomausstiegskurs - Grüne zweifeln
Archivmeldung vom 06.03.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer SPD-Umweltpolitiker Michael Müller hat den klaren Kurs seiner Partei zum Atomausstieg beschworen. "Wer auf Atomenergie setzt, setzt auf die Vergangenheit", sagte der Staatssekretär im Umweltministerium dem "Tagesspiegel" vor der Energiekonferenz seiner Partei, die in diesem Montag stattfindet.
Es sei ein "Trugschluss" zu glauben,
Atomkraft könne Antworten auf die Fragen des Klimaschutzes und der
Versorgungssicherheit mit Energie geben. "Nur der Ausbau neuer
Technologien und die Ausnutzung von Effizienzreserven sind geeignet,
auch in Zukunft noch ausreichend Energie zu bezahlbaren Preisen zur
Verfügung zu haben", sagte Müller.
Der grüne Fraktionsvize Reinhard Loske warnte die große Koalition vor
einer Doppelstrategie. Im Gespräch mit dem "Tagesspiegel"
(Montag-Ausgabe) sagte er, die erneuerbaren Energien würden als
Innovationsthema gesehen, mit dem sich punkten lasse. Keinesfalls
aber ist er sicher, dass die SPD auch in Sachen Atomkraft standhaft
bleibt und letztlich nicht doch zustimmt, dass Reststrommengen von
neuen auf alte Meiler übertragen werden. Bleiben die Kraftwerke
Biblis A und B sowie Neckarwestheim und Brunsbüttel aber erst einmal
über das Ende der Legislaturperiode am Netz, werde die Debatte nach
2010 unter neuen Vorzeichen geführt: "Das Begehren wird auf die SPD
zukommen. Ich glaube, dass die SPD da nicht 100-prozentig steht." Für
denkbar hält Loske einen "schmutzigen Handel" - einerseits könnte
sich die Union beim Thema Kohle kompromissbereit zeigen, für das sich
die SPD"fast irrational" engagiere, umgekehrt die SPD der Union im
Handel um die Reststrommengen von Atommeilern entgegenkommen.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel