Mützenich pocht nach Steuerschätzung auf Investitionen
Archivmeldung vom 24.10.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićIn der SPD wächst nach der ernüchternden Steuerschätzung der Druck auf Kanzler Olaf Scholz (SPD), sich im Haushaltsstreit gegen Finanzminister Christian Lindner (FDP) durchzusetzen und ein Lockern der Schuldenbremse zu erreichen.
Der starre Blick auf die Frage der Schulden entpuppe sich als Wachstumsbremse, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich der "Süddeutschen Zeitung" mit Blick auf die niedrigeren Steuereinnahmen und damit neue Löcher im Bundeshaushalt für das kommende Jahr.
Selbst der Internationale Währungsfonds (IWF) sei da weiter als der
deutsche Finanzminister. Dieser empfehle mehr staatliche Investitionen
in Deutschland und sehe in Lindners Art der Haushaltskonsolidierung "ein
gravierendes Problem für die deutsche Wirtschaft", sagte Mützenich.
Es
sei angesichts der konjunkturellen Lage notwendig, dass der
Bundeskanzler noch in diesem Monat die wichtigsten Akteure der deutschen
Industrie einlade, um über weitere Maßnahmen zu beraten. "Wir werden
alles daransetzen, um Deutschland mit klugen Investitionen wieder auf
einen nachhaltigen Wachstumskurs zu bringen", kündigte Mützenich an.
"Olaf Scholz muss diese Fragen weiterhin und noch deutlicher zur
Chefsache machen."
Nach der Steuerschätzung und den jüngsten
diversen Konjunkturprognosen könne niemand mehr behaupten, dass
Deutschland die Talsohle bereits durchschritten habe. "Neben den
strukturellen Ursachen unseres exportorientierten Landes leidet unsere
Wirtschaft unter bürokratischen Hemmnissen und vor allem unter zu
geringen wachstumsfördernden Investitionen aller staatlichen Ebenen. Und
in der Folge sinken auch die Steuereinnahmen, die uns wiederum für
Investitionen fehlen. Diesen Teufelskreis müssen wir durchbrechen."
Mützenich
hatte schon bei Vorlage des Haushaltsplans im Juli, der dann nochmal
korrigiert wurde und nun erneut angepasst werden muss, erklärt, dass für
ihn ein Notlagenbeschluss auf dem Tisch bleibe. Er könne sich
vorstellen, sämtliche Kosten für die Ukraine-Unterstützung von der
Schuldenbremse auszuklammern und so Spielräume an anderer Stelle zu
schaffen.
In der SPD wächst die Sorge, dass ohne mehr
Investitionen ausgerechnet im Bundestagswahljahr weitere Jobs in der
Industrie und anderen Wirtschaftszweigen verloren gehen und die Zahl der
Arbeitslosen wachsen könnte. Daher soll eine stärkere investive
Industriepolitik und das Kämpfen um die Arbeitsplätze in den Fokus der
Kanzlerpartei rücken. Zugleich stemmt man sich gegen Sozialkürzungen,
mit denen durch Einsparungen neue Spielräume geschaffen werden sollen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur