Klimaökonom: Klimapolitik durch hohe Energiepreise gefährdet
Archivmeldung vom 17.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Klimaökonom Ottmar Edenhofer warnt vor einer gefährdeten Akzeptanz der Klimapolitik durch langfristig hohe Energiepreise. "Es darf nicht passieren, dass sich der Gedanke festsetzt: steigende Energiepreise, das hält unsere Gesellschaft nicht aus", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
"Das
wäre ein gefährliches Trauma, das uns über Jahre in der CO2-Bepreisung
und damit in der Klimapolitik lähmen würde." Den von
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) geäußerten Vorschlag eines
Benzinzuschusses hält Edenhofer für "Gift". Denn: "Er heizt die
Nachfrage an, er ist klimapolitisch kontraproduktiv, und er spült den
Anbietern Geld in die Tasche", sagte Edenhofer, der das Potsdam Institut
für Klimafolgenforschung leitet. Er fordert von der Politik, soziale
Kompensation für massiv steigende Gaspreise vorzubereiten, "statt das
Geld durch Subventionen an der Zapfsäule zu verpulvern".
Bei
einem Embargo könnten die Gaspreise um 275 Prozent steigen. "Auf einen
durchschnittlichen Haushalt könnten dann Mehrkosten von 800 bis 2.500
Euro pro Jahr zukommen", so Edenhofer. Deshalb brauche es ein
umfassendes Entlastungspaket. "So könnte ein nach Haushaltsgröße
gestaffeltes, aber verbrauchsunabhängiges "Energiegeld" die Härtefälle
sehr gut abmildern", sagte der Klimaökonom.
Edenhofer sprach
sich außerdem gegen den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken aus, um die
Gaslücke zu füllen. "Einerseits ist der Rückbau schon weit
vorangeschritten und andererseits kommen auch die Brennstäbe, die wir
bräuchten, aus Russland. Das spricht dagegen" sagte Edenhofer. Es
handele sich um eine Scheindebatte, die von den eigentlichen
Herausforderungen ablenke: Ausbau der Kapazitäten für Flüssiggas,
Erneuerbare Energien, Wasserstoff.
Aufgrund steigender Gaspreise
befürchtet Edenhofer einen wachsenden Zuspruch für Kohlekraft in Asien.
Sollte sich der Trend fortsetzen, würde es sehr schwierig werden, die
Klimaziele zu erreichen. Die Gefahr einer Renaissance der Kohle nennt er
"sehr groß".
Quelle: dts Nachrichtenagentur