Özoguz kritisiert geplante Leichen-Aktion vor Kanzleramt
Archivmeldung vom 20.06.2015
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.06.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, hat eine für Sonntag geplante geplante Aktion einer Künstlergruppe mit exhumierten Leichen vor dem Bundeskanzleramt scharf kritisiert. "Bei allem Verständnis für die Wut der Aktivisten angesichts der vielen tausend ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer, ein Spektakel mit Leichen zu inszenieren, überschreitet eine moralische Grenze", sagte die SPD-Politikerin der "Welt".
Kunst dürfe weh tun, sie dürfe sich auch drastischer Methoden bedienen, "aber hier gehen die Aktivisten zu weit", erklärte die Staatsministerin im Bundeskanzleramt. Laut Özoguz wollen die Aktivisten mit ihrer Aktion auf die Beraubung der Würde der Toten hinweisen, die anonym und nicht im Kreise ihrer Familie begraben werden können. "Aber sie setzen den würdelosen Zustand fort, indem sie die Leichen für den Protest gegen die europäische Flüchtlingspolitik instrumentalisieren", kritisierte die Flüchtlingsbeauftragte.
Der Aktivisten des "Zentrums für politische Schönheit" wollen am Sonntag vor dem Bundeskanzleramt eine Gedenkstätte für "die unbekannten Einwanderer" errichten. Vorher soll ein "Marsch der Entschlossenen" zum Kanzleramt führen, dabei wollen die Aktivisten angeblich exhumierte Flüchtlingsleichen mitnehmen.
Am vergangenen Dienstag hatte die Gruppe nach eigenen Angaben die Leiche einer auf der Flucht im Mittelmeer ertrunkenen Syrerin auf einem Friedhof in der Hauptstadt im Beisein eines Imams beerdigt. Die Aktionen sollen auf das Schicksal Tausender im Mittelmeer ertrunkener Flüchtlinge aufmerksam machen.
Auch der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), kritisierte die Künstlergruppe. "Bei allem Respekt vor humanitärem Engagement: Mit solchen Aktionen werden Grenzen der Pietät überschritten." Es sei bedauerlich, "dass das ebenso wichtige wie sensible Thema Flüchtlingsschutz auf diese Weise behandelt wird."
Quelle: dts Nachrichtenagentur