Gysi könnte Bundestags-Alterspräsident werden
Sofern Linken-Urgestein Gregor Gysi am Sonntag in den Bundestag gewählt wird, dürfte er wohl die konstituierende Sitzung des Parlaments eröffnen. Gysi wäre dann wohl das am längsten dem Parlament angehörende Mitglied und damit Alterspräsident des Bundestages.
"Wenn ich in den Bundestag gewählt werde, werde ich mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit der Alterspräsident sein", sagte der
77-Jährige dem Tagesspiegel. "Denke ich an mein erstes Bundestagsmandat
1990 - eigentlich unvorstellbar."
Junge Parteimitglieder hätten
damals ein Transparent mit der Aufschrift getragen, dass er eines Tages
noch Alterspräsident werde. "Ich hielt das für einen Scherz. Nun ist es
aber so gekommen, weil ich der dienstälteste Abgeordnete sein werde",
sagte Gysi.
"Ich halte meine einzige Rede im Bundestag, die keine
Zeitbegrenzung kennt. Ich werde es natürlich nicht missbrauchen, aber
schon auf wichtige neue Umstände hinweisen, auch hinsichtlich der
Beziehung zu den USA und der Zukunft unserer Demokratie, Freiheit und
Rechtsstaatlichkeit", sagte Gysi.
Der Alterspräsident hat die
Aufgabe, die erste Sitzung zu leiten, bis zur Wahl des
Bundestagspräsidenten. Gysi gehört dem Bundestag seit Oktober 1990 an.
Damals, mit der Vereinigung Deutschlands, wurde er von der
DDR-Volkskammer als einer von 144 Volkskammerabgeordneten in den bereits
seit 1987 tagenden Bundestag entsandt. Seit der ersten gesamtdeutschen
Wahl im Dezember 1990 wurde er, bis auf 2002, immer wieder gewählt.
Sollte
Gysi nicht in den Bundestag gewählt werden, dürfte wohl Michael Meister
(CDU) Alterspräsident werden - sofern er wieder gewählt wird. Meister
sitzt seit 1994 im Parlament. Das gilt auch für Thomas Rachel, Jahrgang
1962, und Norbert Röttgen, Jahrgang 1965, (beide CDU).
Sind
mehrere Abgeordnete für eine gleiche Dauer im Bundestag, kommt im
Zweifelsfall für den Posten als Alterspräsidenten doch noch das
Lebensalter ins Spiel. Dann, so heißt es in der Geschäftsordnung des
Parlamentes: "entscheidet das höhere Lebensalter".
Quelle: dts Nachrichtenagentur