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Soziologe warnt: Mit den 68ern geht wichtiger Schutz gegen faschistisches Denken verloren

Archivmeldung vom 04.06.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.06.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Razzia früher und heute: Wortherkunft kommt vom arabischen und bedeutet Kriegszug, Raubzug oder Angriffsschlacht (Symbolbild)
Razzia früher und heute: Wortherkunft kommt vom arabischen und bedeutet Kriegszug, Raubzug oder Angriffsschlacht (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Der Soziologe Werner Bruns geht davon aus, dass der Abgang der 68er-Generation für unsere Gesellschaft nicht folgenlos bleiben wird. "Mit ihrem Rückzug drohen wir einen wichtigen Schutz gegen faschistisches Denken zu verlieren", sagte Bruns im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag). Die Generation der zwischen 1940 und 1950 Geborenen sei an dem Geschehen in den Kriegsjahren ganz nahe dran gewesen, betonte der Wissenschaftler.

Das autoritäre und autoritätsgläubige Verhalten ihrer Eltern, das sie für den Nährboden des Faschismus hielten, hätten sie bekämpft. Traditionelle Autoritäten, Strukturen und Institutionen wurden in Frage gestellt. Auch große Teile der Gesellschaft hätten die kritische Haltung damals übernommen. "Durch diese gesellschaftlichen Prozesse hat sich die Generation der 68er ein starkes Immunsystem gegen faschistoides Denken erarbeitet, das jetzt in seiner Wirkung verloren geht", warnte Bruns.

Auch wenn die 68er durchaus Verdienste hätten, wünsche sich der Soziologe keine Rückkehr der Bewegung. "Wir brauchen keine Moralapostel, die uns vorschreiben, wie wir zu leben haben." Heute seien Menschen gefragt, die mit Zivilcourage, Leidenschaft und Toleranz die Demokratie verteidigten. "Statt auf Marx oder Mao-Tse-tung sollten wir uns auf die Väter der Demokratie wie Voltaire und John Locke zurückbesinnen", sagte Bruns.

2007 hatte das Autorentrio Werner und Petra Bruns sowie Rainer Böhme in dem Buch "Die Altersrevolution" vorhergesagt, dass die protesterfahrene 68er-Generation im Ruhestand ihre gestalterische Kraft nutzen werde, um traditionelle Vorstellungen des Alterns und Alters umzukrempeln. "Die Altersrevolution hat stattgefunden", stellt Bruns heute fest. In ihren Siebzigern sei diese Generation jetzt aber vor allem mit dem Erhalt ihrer Gesundheit beschäftigt. "Wir erleben derzeit den Abgang der 68er."

Die Ergebnisse der letzten Bundestagswahl unterstützen Bruns These zum "Immunsystem gegen faschistoides Denken" bei den 68ern: Laut Infratest dimap erhielt die rechtspopulistische AfD in der Wahlgruppe ab 70 Jahren mit sieben Prozent die wenigsten Stimmen, gefolgt von den 60- bis 69-Jährigen mit 13 Prozent. Am meisten Stimmen erhielt die Partei mit 16 Prozent in der Altersgruppe von 35 bis 44 Jahren. Von den 25- bis 34-Jährigen stimmten 14 Prozent für die AfD, in der Altersgruppe 45 bis 59 ebenfalls noch 14 Prozent.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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