CDU prangert Staatswirtschaft an
Archivmeldung vom 17.06.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakKritik an der Arbeit der Großen Koalition: Der CDU-Wirtschaftsrat hat der Regierung vorgeworfen, auf dem Weg in eine Staatswirtschaft zu sein. Für viele beklagte Tendenzen sei die SPD verantwortlich. Aber auch Kanzlerin Angela Merkel sei nicht konsequent genug.
Der CDU-Wirtschaftsrat wirft der Bundesregierung einen Weg in immer
mehr Staatswirtschaft vor. Der Ratsvorsitzende Kurt Lauk kritisierte
die jüngsten Vereinbarungen in der Regierung zum Mindestlohn und warf
der großen Koalition unter Bundeskanzlerin vor, bei Strukturreformen am Arbeitsmarkt nicht vorangekommen zu sein. Auch gegen die Gesundheitsreform hat der Rat Bedenken.
Unterstützung
bekundete er für den Kurs Merkels, erst den Haushalt zu sanieren und
dann die Steuern zu senken. Erst müsse der Bundeshaushalt spätestens
2011 ausgeglichen sein. Danach müsse es darum gehen, mit einem neuen
Steuersystem die "kalte Steuerprogression" zulasten der Mittelschicht
auszuschalten. Für die Mittelschichten sei dieser Steuer-Effekt
belastender als die Globalisierung. Zwiespältig äußerte sich Lauk zum Einfluss der Wirtschaft auf Merkels
Politik. "Die Stimme der Wirtschaft wird gehört", sagte er. Ob auch
danach gehandelt werde, sei eine andere Frage. Für viele vom Rat
beklagte Tendenzen sei die SPD verantwortlich, sagte Lauk. Das gelte
etwa für den Mindestlohn und den Widerstand gegen Atomkraft. Zudem
hielt Lauk der SPD mangelnde Glaubwürdigkeit bei der Senkung der
Sozialbeiträge vor. Allerdings halte der CDU-Wirtschaftsrat auch manche
von den Christdemokraten getragene Initiative für falsch, etwa die
Verlängerung der Zahlung von Arbeitslosengeld I.
Haushaltssanierung habe Vorrang
Dass die Schwesterpartei CSU für schnelle Steuersenkungen eintrete, könne er angesichts des bayerischen Wahlkampfes verstehen. Inhaltlich aber stehe man an der Seite von Merkel, sagte Lauk. Dass diese der Haushaltssanierung Vorrang gebe, sei völlig richtig. Wenn die große Koalition bei der Etatsanierung versagte, hätte sie ihre Existenzberechtigung verspielt. Lauk forderte Reformen bei der Arbeitsförderung, mit denen 7,5 Milliarden Euro eingespart werden könnten, die Durchforstung der Leistungen für Familien sowie mehr Effizienz bei den öffentlichen Haushalten. Alles zusammen könnte nach Expertenmeinung Einsparungen von jährlich 80 Milliarden Euro bringen.
Steuerpolitisch
sprach sich der CDU-Wirtschaftsrat dafür aus, auf eine Streichung der
Erbschaftsteuer hinzuarbeiten. Zudem warnte er vor der Wiederbelebung
der Vermögen- und einer höheren Reichensteuer. Zur Schuldenbegrenzung
bedürfe es eines Neuverschuldungsverbots mit begrenzten Flexibilitäten.
Als
weiteren Schwerpunkt machte sich der Wirtschaftsrat angesichts
drastisch gestiegener Energiepreise für eine neue energiepolitische
Strategie stark, die Klimaschutz-Aspekte einbeziehen müsse. Notwendig
seien mehr Unabhängigkeit von Lieferquellen in Nahost und Russland, der
Weiterbetrieb sicherer Atomkraftwerke sowie eine kostengünstige und
CO2-arme Versorgung durch Erneuerbare Energien in Partnerschaft mit der
Atomkraft.