Merkel wirbt für BKA-Gesetz
Archivmeldung vom 05.12.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakWolfgang Schäuble ist zunächst gescheitert - der Bundesrat hat das umstrittene BKA-Gesetz durchfallen lassen. Nun stärkt Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Innenminister den Rücken: Unter Berufung auf die Anschläge in Bombay erklärte sie, Deutschland müsse "gewappnet" sein.
Nach dem Scheitern des BKA-Gesetzes im Bundesrat hat Kanzlerin Angela
Merkel Innenminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) den Rücken gestärkt.
"Wir brauchen das BKA-Gesetz", sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung". Merkel kritisierte die Länder, die das Gesetz im
Bundesrat scheitern ließen: "Ich finde es geradezu paradox und
fahrlässig, die Terrorismusbekämpfung in die Hände des Bundes zu legen,
und ihm dann nicht die Mittel zu geben, die man im eigenen Bundesland
beansprucht. In dieser Auseinandersetzung hat der Bundesinnenminister
meine volle Unterstützung."
Das umstrittene BKA-Gesetz hatte am Freitag im Bundesrat wegen der
Enthaltung vieler Länder nicht die erforderliche Mehrheit erhalten. Die
Bundesregierung will nun den Vermittlungsausschuss von Bundestag und
Bundesrat anrufen, um dort einen Kompromiss zu finden.
Mit dem Gesetz soll das Bundeskriminalamt (BKA) zur Terrorbekämpfung
erstmals auch vorbeugend ermitteln dürfen. Dies war mit der
Föderalismusreform und einer entsprechenden Änderung des Grundgesetzes
2006 beschlossen worden. Zu den Hauptstreitpunkten zählt die heimliche
Online-Durchsuchung von Computern, die im Eilfall auch ohne
richterliche Anordnung zulässig sein soll. Umstritten sind ferner das
eingeschränkte Zeugnisverweigerungsrecht von Journalisten,
Rechtsanwälten und Ärzten sowie die Abgrenzung der Kompetenzen zwischen
Bund und Ländern.
Merkel wies auf die Terroranschläge in Bombay und eine mögliche
terroristische Bedrohung für Deutschland hin und sagte: "Ich möchte,
dass wir in der Lage sind, es mit terroristischen Kräften aufzunehmen
und solche Angriffe oder Anschläge zu verhindern. Dafür müssen wir
gewappnet sein."
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnte vor einem endgültigen
Scheitern des Gesetzes. "Wir müssen die Terrorgefahr wirklich ernst
nehmen. Die Politik darf das Gesetz nicht scheitern lassen, alle sind
jetzt gefordert, ihrer Verantwortung zur Terrorbekämpfung gerecht zu
werden", sagte der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg der "Braunschweiger
Zeitung".
Freiberg appellierte an alle Verantwortlichen von Bund und Ländern, im
Vermittlungsverfahren schnell nach einem Kompromiss zu suchen. "Der
kann nur darin bestehen, dass man die rechtsstaatlichen Absicherungen
verstärkt - die Anordnungsbefugnis auch bei der Online-Durchsuchung
sollte selbst im Eilfall grundsätzlich bei Richtern liegen." Nachdem es
bisher nicht gelungen sei, für ausreichende Akzeptanz des Gesetzes in
der Öffentlichkeit und in der Politik zu sorgen, könne diese
zusätzliche Absicherung Ängste nehmen und das Vertrauen in das Gesetz
stärken, fügte der GdP-Chef hinzu. (