Bildungsministerin warnt Länder vor zu hoher Belastung von Lehrern
Archivmeldung vom 17.08.2020
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Freigeschaltet durch André OttBundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat die Bundesländer davor gewarnt, Lehrer aus Corona-Risikogruppen unzumutbaren Belastungen auszusetzen. Wichtig für jeden Arbeitgeber sei, auf die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu achten, sagte Karliczek der "Welt am Sonntag".
Man brauche die Kompetenz aller Lehrer. "Dabei müssen wir sicherstellen, dass die Arbeit für sie nicht zu einem persönlichen Risiko wird." Die Bundesministerin äußerte sich vor dem Hintergrund eines Konflikts über die Ablehnung vieler Atteste, der vor allem in Schleswig-Holstein zwischen Regierung und Lehrerschaft ausgetragen wird.
Deren Gewerkschaft GEW wirft der Kieler Bildungsministerin Karin Prien (CDU) einen "hartherzigen Kurs" vor, der betroffene Lehrkräfte in den Präsenzunterricht zwinge.
2.000 der 28.000 Lehrkräften in Schleswig-Holstein hatten ein Attest vorgelegt, welches sie als Angehörige einer Risikogruppe ausweist. "Die Betriebsärztin hat bis auf 100 Fälle alle rigide abgebürstet aus unserer Sicht ohne ausreichende Einzelfallprüfung. Das ist völlig inakzeptabel", sagte GEW-Landesgeschäftsführer Bernd Schauer der "Welt am Sonntag".
Gegen die Entscheidung liefen zehn Klagen. Prien weist die Vorwürfe zurück. Für Lehrkräfte gelte wie für alle Landesbediensteten: "Es kommt immer nur auf die individuelle Risikobewertung an. An einer Zivilisationskrankheit wie Übergewicht oder Asthma zu leiden, begründet abstrakt noch kein besonderes Schutzbedürfnis. Übrigens ja auch nicht bei Verkäufern im Supermarkt oder in der Industrie." Mit 0,35 Prozent ist die Ausfallquote der Lehrer für den Präsenzunterricht in Schleswig-Holstein besonders gering. Aber auch andere Länder gehen offenbar restriktiv vor: Brandenburg meldet 0,9 und Mecklenburg-Vorpommern 1,5 Prozent. Berlin rechnet nach einer ersten Auswertung allerdings mit fünf Prozent. Die Gewerkschaften hatten den Anteil der Risikogruppe sogar auf etwa zehn Prozent geschätzt.
Quelle: dts Nachrichtenagentur