EU-Parlament entscheidet über klimaschädliche Kältemittel: Deutsche Umwelthilfe fordert Ausstieg aus sogenannten F-Gasen und Absage an 'Jahrhundertgift' PFAS
Archivmeldung vom 28.03.2023
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Freigeschaltet durch Mary SmithAnlässlich der Abstimmung des Europäischen Parlaments zur Neufassung der F-Gas-Verordnung am Donnerstag fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) einen raschen Ausstieg aus der Nutzung von fluorierten Gasen sowie neuen chemischen Substituten als Kälte-, Isolier- und Treibmittel. Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband appelliert an die Abgeordneten des Parlaments, die historische Chance zur Abkehr von klima- und umweltschädlichen Chemikalien zu nutzen. Dabei geht es nicht nur um den Ausstieg aus extrem klimaschädlichen F-Gasen, sondern auch darum, diese künftig nicht durch weniger klimawirksame, dafür aber umso umwelt- und gesundheitsschädlichere Chemikalien der PFAS-Gruppe zu ersetzen. Die EU-Entscheidung ist zukunftsweisend, denn der Bedarf an Kältemitteln steigt rasant an: So sollen bis 2030 in Europa 50 Millionen Wärmepumpen verbaut und bis zum Jahr 2050 weltweit 5,5 Milliarden Klimaanlagen im Einsatz sein.
Dorothee Saar, DUH-Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung: "Die schnellstmögliche Abkehr von F-Gasen ist angesichts der Klimakrise unbedingt nötig. Schon bei der letzten Revision der EU-Verordnung wurde intensiv über die Dringlichkeit des Ausstiegs aus F-Gasen debattiert. Seitdem sind zehn Jahre vergangen. In allen relevanten Anwendungsbereichen stehen längst effiziente und saubere, natürliche Kältemittel-Alternativen zur Verfügung, deshalb können und müssen wir auch Irrwege wie das 'Jahrhundertgift' der PFAS unbedingt vermeiden. Wir sind es den zukünftigen Generationen schuldig, unter das Thema chemische Kältemittel nun einen Schlussstrich zu ziehen."
Die europäische F-Gas-Verordnung reglementiert den Einsatz klimaschädlicher Kältemittel und wird aktuell überarbeitet. Am 30. März stimmt das Europäische Parlament über einen ambitionierten Änderungsvorschlag des Umweltausschusses ab. Widerstand gegen ein Verbot von F-Gasen sowie klima- und umweltschädlicher Substitute kommt von den Herstellern chemischer Kältemitteln, die um ihren Absatz fürchten.
Florian Koch, DUH-Experte für Wärmepumpen: "Die weitere Nutzung klima- und umweltschädlicher Kältemittel dient allein den Interessen der Chemielobby. Unbedenkliche, patentfreie und damit kostengünstige Alternativen sind auf dem Markt verfügbar. Dazu sind Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln auch noch die effizientesten - ein Gewinn für Umwelt sowie Verbraucherinnen und Verbraucher."
Dass natürliche Kältemittel als Alternative zukunftssicher und attraktiv sind, lässt sich nicht nur in Supermärkten beobachten, die in neuen Anlagen zu großen Teilen bereits natürliche Kältemittel verwenden. Auch im wachsenden Markt der Wärmepumpen bietet mittlerweile fast jeder Hersteller Modelle an, die mit dem natürlichen Gas Propan (R290) besonders effizient betrieben werden. Wärmepumpen mit R290 bieten sich vor allem für den Einsatz in Bestandsgebäuden an, da hiermit hohe Vorlauftemperaturen mit einem effizienten Betrieb kombiniert werden können. Schon jetzt werden Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln vom Bund mit fünf Prozent der Investitionskosten extra gefördert.
Hintergrund:
Fluorierte Treibhausgase (F-Gase) sind extrem klimaschädlich und stellen eine Bedrohung für die Umwelt dar. Sie werden vor allem als Kältemittel zum Beispiel in Klimaanlagen und auch in Wärmepumpen eingesetzt, finden allerdings auch als Isoliergase in Schaltanlagen oder als Treibmittel in Sprühdosen und Feuerlöschern Anwendung. Neuere synthetische Kältemittel sind zwar weniger klimaschädlich, sie gehören jedoch in den meisten Fällen zur problematischen Stoffgruppe der PFAS und bergen große Gefahr für Mensch und Natur. Denn PFAS, auch Ewigkeitschemikalien genannt, können nicht abgebaut werden und sich so über die Zeit in immer höheren Konzentrationen ablagern. Selbst an den entlegensten Orten der Welt sind PFAS zu finden, schon jetzt gibt es in sehr vielen Gewässern besorgniserregende Konzentrationen. Automatisch gelangen PFAS in die dort lebenden Süßwasserfische und verteilen sich über die Nahrungskette weiter. Auch die menschliche Gesundheit ist in Gefahr: Inzwischen finden sich PFAS in unserem Blut. Dabei ist bekannt, dass einige PFAS Chemikalien verschiedene Arten von Krebs verursachen oder sogar die Entwicklung von Embryos negativ beeinflussen.
Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V. (ots)