"Kreuzzug" gegen Links
Archivmeldung vom 25.08.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakDie vom Verlust der absoluten Mehrheit bedrohte CSU will im Endspurt des Landtagswahlkampfs bis Ende September ihre Angriffe auf die Linke noch weiter verschärfen. CSU-Chef Erwin Huber drohte in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" einen "politischen Kreuzzug" gegen die Linke an.
Vor einer CSU-Präsidiumssitzung sagte er: "Wir werden auch in der
Endphase des Wahlkampfs eine harte und klare Kampagne gegen Links
führen." Ministerpräsident Günther Beckstein warnte seine Partei davor,
nur auf ein Thema im Wahlkampf zu setzen. Damit habe der hessische
Ministerpräsident Roland Koch (CDU) "schlechte Erfahrungen gemacht".
"Starke kommunistische Basis"
Koch hatte im hessischen Wahlkampf massiv für härtere Strafen gegen
kriminelle Ausländer geworben und eine Debatte über Jugendkriminalität
angeheizt. Die Hessen-CDU erlitt bei der Landtagswahl im Januar nach
ihrer bisherigen Alleinherrschaft eine verheerende Niederlage.
Beckstein relativierte Hubers Äußerungen. "Kreuzzug" sei "kein
zentraler Begriff" im Wahlkampf, sondern "eher eine Nebenbemerkung",
sagte er. Die Linke sei zwar ein wichtiges Thema, aber "nicht das
Hauptthema".
Huber sagte, die Linke sei eine Partei mit einer "sehr
starken kommunistischen Basis", die "nicht auf dem Boden des
Grundgesetzes" stehe. Ziel der CSU sei, dass die Linke nicht in den
Landtag einziehe. Die Linkspartei lag Umfragen zufolge zuletzt bei etwa
fünf Prozent. Huber forderte auch die SPD erneut auf, einen "klaren und
eindeutigen Trennungsstrich" gegenüber der Linken zu ziehen.
CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer hält die
"Kreuzzugsdrohung" für gerechtfertigt. Der Begriff mache deutlich, "wie
unverzichtbar es ist, diese Dämonen der Politik aus der bayerischen
politischen Landschaft zu vertreiben und in der Bundespolitik auf ein
möglichst kleines Mindestmaß zu beschränken", sagte er.
"Wahre Fratze der Linken"
"Im bayerischen Wahlkampf ist die wahre Fratze der Linken noch
nicht hinreichend dargestellt worden." Ramsauer warf der bayerischen
SPD "eine Art Schmusekurs" gegenüber der Linken vor. Der bayerische
SPD-Spitzenkandidat Franz Maget hat ein Bündnis mit der Linken bislang
stets ausgeschlossen.
Beckstein warf der SPD vor, bei der Frage der Wahl des
Bundespräsidenten auf die Stimmen der Linken für die SPD-Kandidatin
Gesine Schwan zu setzen. "Die SPD rennt der Linken thematisch
hinterher", sagte Beckstein. Dies sei eine "verheerende Strategie". Es
dürfe nicht zugelassen werden, dass diejenigen, die die DDR
"wirtschaftlich und menschlich ruiniert" hätten, künftig entscheidenden
Einfluss in Westdeutschland bekämen.
CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer warf der SPD vor,
sich in jeder Hinsicht unglaubwürdig zu verhalten. Hessens
SPD-Landeschefin Andrea Ypsilanti lasse sich zur "Marionette" des
Linke-Vorsitzenden Oskar Lafontaine machen, sagte Haderthauer mit Blick
auf den Kurs der Hessen-SPD.
Rat zur Gelassenheit
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) riet Huber und
Beckstein in der "SZ" unterdessen zur Gelassenheit. "Ich weiß, das ist
schwer", sagte Schäuble. Ministerpräsident Beckstein und CSU-Chef Huber
sollten "entspannt" bleiben.
Mit Blick auf ihren Amtsvorgänger Edmund Stoiber sagte
Schäuble: "Die beiden tragen eine unglaubliche Last an diesem Erbe.
Die, die Stoiber loshaben wollten, haben jetzt vergessen, warum sie ihn
loshaben wollten. Nun meinen sie, unter ihm wäre alles besser gewesen."
Aber auch Stoiber habe nach Franz Josef Strauß ein schweres Erbe gehabt
"und ist ein Großer geworden", sagte Schäuble.
Quelle:n-tv.de