Gesine Schwan ruft Politiker zu mehr Ehrlichkeit auf
Archivmeldung vom 11.06.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Präsidentschaftskandidatin der SPD, Gesine Schwan, hat von den deutschen Politikern mehr Ehrlichkeit gegenüber den Bürgern gefordert. Politiker sollten offen sagen, "was möglich ist, nicht verschweigen, was nicht geht", sagt Schwan der ZEIT.
"Noch wichtiger als 100 Euro zusätzlich ist, dass die Menschen wissen, woran sie in der Zukunft sind." Die Gesellschaft sei aus ihrer Sicht reif genug, das zu verstehen, sagt Schwan weiter. Menschen, die den Eindruck gewönnen, in der Politik gehe es nur um Taktiererei, wendeten sich ab. Schwan wörtlich: "Wenn Sie in Ihrem Leben umgeben wären von Menschen, von denen sie grundsätzlich annehmen, dass sie Ihnen nicht die Wahrheit sagen, dann nehmen Sie sich nach kurzer Zeit einen Strick."
Zu ihren Wahlaussichten sagt Frau Schwan, sie
brauche die Stimmen der Linken bei der kommenden Wahl genauso, wie sie
"das letzte Mal Stimmen von der PDS und aus dem schwarz-gelben Lager
bekommen habe". Dem Vorwurf, sie habe mit ihren Äußerungen gegen einen
separaten Beschluss zur Linkspartei zu Unklarheiten beigetragen, weist
sie zurück. Schwan betont, dass es eine Reihe von Politikfeldern gebe,
die mit den Grundanliegen der Sozialdemokratie völlig unvereinbar
seien. "Es ist sicher ungewohnt, dass jemand, der Stimmen haben will,
nicht einfach mit der Wurst nach dem Speck wirft", sagt Schwan.
Intellektuell fände sie es besser, die inhaltlichen Unterschiede zur
Linkspartei darzustellen, "als einen neuen Schwur abzugeben". Sie räumt
ein, dass es nach den Vorgängen in Hessen Misstrauen bezüglich der
Aussagen über den Umgang mit der Linkspartei gebe. "Ich verstehe, dass
man immer wieder daran erinnert, ich werde diesem Misstrauen durch mein
öffentliches Verhalten begegnen. Alles andere finde ich langweilig",
sagt Schwan.
Quelle: DIE ZEIT