Linke sieht neue Gefährder-Software skeptisch
Archivmeldung vom 31.08.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.08.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttBeim Anti-Terrorkampf fürchtet die Linke, dass mit einer neuen Gefährder-Software auch unbescholtene Bürger ins Visier von Fahndern geraten. Dabei beruft sich die Partei auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage, über welche die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtet.
Demnach fragen die Polizeien zur Einstufung des Risikos von Verdächtigen, denen ein Terroranschlag zugetraut wird, insgesamt 73 Merkmale ab. Dazu zählt etwa, ob der Verdächtige schon einmal Gewaltdelikte verübt hat, Erfahrung mit Waffen und Sprengstoff hat, der radikalen islamistischen Szene angehört und in Kriegsgebieten mitgekämpft hat.
Die innenpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, hält den Fragenkatalog für zu weit gefasst und sagte der Zeitung: "So allgemein, wie diese Kriterien formuliert sind, müsste auch jeder Bundeswehrangehörige, der an einem Auslandseinsatz teilgenommen und schon mal wegen Körperverletzung belangt wurde, einer genauen Risikobewertung unterzogen werden." Über immer mehr Personen würden immer mehr sensible Daten geführt. R
Rund 700 Gefährder soll es inzwischen in Deutschland geben. Jelpke forderte, dass die Bundesdatenschutzbeauftragte eingebunden wird: "Bürgerrechte und Terrorbekämpfung müssen Hand in Hand gehen." Die Abgeordnete bemängelte zudem, dass es nach wie vor keine gesetzliche Definition des Begriffs "Gefährder" gibt. Das Bundeskriminalamt und die Länderpolizeien würden "in einem rechtlichen Graubereich" handeln, sagte Jelpke.
Hintergrund
Das System nennt sich "Der Radar". Inwieweit ein Computersystem, basierend auf den Daten von 30 angeblichen "Terroristen" und 30 weiteren sogenannten "Gefährdern", dazu in er Lage sein soll irgendeine Aussagekräftige Bewertung vorzunehmen, bleibt wohl weiter ein gut gehütetes Geheimnis.
Quelle: dts Nachrichtenagentur