Sozialdemokraten mobilisieren gegen Bahnprivatisierung
Archivmeldung vom 24.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Druck auf die SPD, keiner Bahnprivatisierung zuzustimmen, hat sich weiter erhöht. Nach den Beschlüssen von sieben Landesparteitagen unterstützen nun zehn prominente Sozialdemokraten das Bündnis "Bahn für Alle" und sammeln Unterschriften gegen die Bahnprivatisierung.
Sechs der
zehn Erstunterzeichner saßen für die SPD im Bundestag, zwei von ihnen waren Landes- oder
Bundesminister. Sie fordern die Delegierten des
Bundesparteitages der SPD sowie die SPD-Bundestagsfraktion auf, gegen die Privatisierung zu
stimmen.
Zu den zehn Aufrufern gehören Albrecht Müller, der den SPD-Wahlkampf 1972 organisierte, Johano
Strasser, Mitglied der SPD-Grundwertekommission,
Christof Zöpel, ehemals Minister und Abgeordneter im Bund und in Nordrhein-Westfalen, der
parlamentarischer Geschäftsführer der SPD im Berliner
Abgeordnetenhaus, Christian Gaebler, und der Juso-Vorsitzende Björn Böhning. Noch vor
Veröffentlichung des Aufrufs haben sich zahlreiche SPD-
Mitglieder gemeldet, die ebenfalls unterschreiben wollen.
"Die geplante Teilprivatisierung gefährdet massiv die ordnungsgemäße Aufrechterhaltung des in den
letzten Jahren ohnehin vom Bahnvorstand
vernachlässigten flächendeckenden regionalen Schienennetzes", sagte Erstunterzeichner Jörg
Jordan. "Wie sehr ein Finanzinvestor auch mit einer
Minderbeteiligung von 25 Prozent einem Unternehmen schaden kann, zweigt sehr eindrucksvoll die
Entwicklung bei der Deutschen Börse AG in
Frankfurt."
"Volksaktie, Hedgefonds, stategische Investoren, Rentenfonds - jeder private Teilhaber wird das
Unternehmen Bahn unter Renditedruck setzen, der
im Widerspruch zum Gemeinwohlauftrag steht", sagte Detlev von Larcher, der die Idee des
SPD-Aufrufs ins Bündnis "Bahn für Alle" brachte. Larcher
war neun Jahre lang der Sprecher der SPD-Linken, von 1990 bis 2002 Mitglied des Bundestages und
ist jetzt politisch aktiv bei Attac als Mitglied
im bundesweiten Koordinierungskreis.
"Noch haben wir Gelegenheit, auf die Willensbildung in der SPD Einfluss zu nehmen und sie vor
einem Irrweg ohne Wiederkehr zu warnen", sagte
Larcher. "Sieben Landesparteitage der SPD haben die Bahnprivatisierung schon abgelehnt. Das
reicht offenbar nicht, denn die SPD-
Bundestagsfraktion hat vor einer Woche fast einmütig beschlossen, das Privatisierungsgesetz aus
dem Hause Tiefensee in den Bundestag zu bringen.
Nun müssen die Träger der Parteiarbeit, große und kleine Funktionsträger, ihre Meinung deutlich
machen."
In dem Aufruf fordern die Sozialdemokraten, dass die Bahn stärker als bisher das
verkehrspolitische Ziel ansteuern müsse, mehr Verkehr von der
Straße auf die Schiene zu bringen. "Die Verantwortung für die öffentliche Infrastruktur
erfordert, dass das natürliche Monopol des Netzes
vollständig und unmittelbar im öffentlichen Eigentum und der Verfügungsmacht bleibt", schreiben
die zehn Sozialdemokraten. "Wir haben immer mehr
Probleme mit dem Klimawandel und knappen Energieressourcen. Das klimafreundlichste Verkehrsmittel
darf nicht privaten Kapitalinteressen
ausgesetzt werden."
Der Aufruf kann online unterzeichnet werden: www.DeineBahn.de.
Quelle: Pressemitteilung "Bahn für alle"