Lehrergewerkschaft erwartet keine Normalität an Schulen
Archivmeldung vom 04.08.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Bundesvorsitzende der Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, hält eine Rückkehr zum Regelschulbetrieb für unrealistisch.
"Es wird keinen flächendeckenden, vollumfänglichen Regelschulbetrieb wie vor Corona geben. Diese Illusion geht auf das Konto der Politik, die etwas als realisierbar darstellt, was selbst bei gleichbleibend niedrigem Infektionsgeschehen nicht umgesetzt werden könnte", sagte Beckmann der "Welt".
Bereits vor Corona habe ein akuter Lehrkräftemangel geherrscht. "Die personellen Ressourcen reichen trotz Einstellung von Seiteneinsteigenden und der Reaktivierung älterer Lehrkräfte aus Pension und Rente nicht aus." Beckmann spricht von "jahrelangen Versäumnissen".
Angesichts steigender Infektionszahlen sei er sicher, "dass das, was bisher an Hygienemaßnahmen zum Schuljahresbeginn beabsichtigt ist, nicht ausreichen wird, wenn die Gesundheit von allen an Schule Beteiligten einem nicht noch größeren Risiko ausgesetzt werden soll".
Einer Maskenpflicht in Schulgebäuden, wie von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) gefordert und in Nordrhein-Westfalen auch im Unterricht beschlossen, sagte Beckmann: "Das Maskentragen und die Durchsetzung dieser Maßnahme ist schnell gefordert, doch die Umsetzung obliegt dann wieder der Lehrkraft, wird zu einer weiteren Aufgabe. Hier darf sich die Politik nicht zu schnell aus der Affäre ziehen." Lehrkräfte in Deutschland seien "vielfach über Nacht mit neuen Plänen konfrontiert und von sich ständig ändernden Vorgaben überrascht worden". Beckmann fordert von der Politik "klare Rahmenvorgaben mit ausreichendem Handlungsspielraum für die Schulleitung vor Ort". Auch müsse es in Ministerien und Behörden klare Ansprechpersonen für Schulleitungen geben.
Quelle: dts Nachrichtenagentur