Geheimdienst-Experte Schmidt-Eenboom im stern: Dem damaligen Kanzleramtschef Steinmeier war Kontrolle über Rechtsbrecher im BND entglitten
Archivmeldung vom 23.05.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Geheimdienst-Experte Erich Schmidt-Eenboom widerspricht energisch Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der behauptet hat, während der rotgrünen Regierung sei der Bundesnachrichtendienst nie der politischen Kontrolle entglitten.
Schmidt-Eenboom erklärte in einem Gespräch mit dem stern, in der
neuen, schon am Mittwoch erscheinenden Ausgabe des Hamburger
Magazins: "Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Ein Dienst im
Dienst hat sich am Kanzleramt und den BND-Präsidenten vorbei
schwerwiegende Rechtsbrüche geleistet. Diese Seilschaften müssen
dringend aufgelöst werden." Steinmeier war als Kanzleramtschef der
rot-grünen Regierung verantwortlich für die Geheimdienste.
Schmidt-Eenboom hält eine Reform des BND für dringend notwendig.
So müsse dem Auslandsgeheimdienst das Recht genommen werden, "zur
Eigensicherung im Inland zu spitzeln". Werde nach Lecks gesucht,
müsse der BND das Verfahren an den Verfassungsschutz abgeben.
Außerdem fordert Schmidt-Eenboom einen Inspekteur der
Nachrichtendienste mit umfassenden Ermittlungsbefugnissen.
Schmidt-Eenboom hat erneut den Vorwurf gegen den BND erhoben, ihn nicht nur observiert, sondern auch abgehört zu haben. Messungen an Telefon und Fax in seinem Institut durch eine Spezialfirma hätten dies ergeben, sagte er. "Ich bin sicher, dass der BND Faxe von mir abgefangen hat."
Quelle: Pressemitteilung stern