Steinbach warnt vor Scheitern des Tesla-Projekts in Grünheide
Archivmeldung vom 31.01.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hat vor einem Scheitern der Tesla-Gigafactory in Grünheide gewarnt, sollte das Unternehmen die Umweltschutzauflagen nicht einhalten.
Beim Thema Umweltschutz liege der Ball ausschließlich im Feld von Tesla: "Die Antragsunterlagen für die Genehmigung müssen überzeugend darlegen, dass alle materiell-rechtlichen Umweltanforderungen eingehalten werden und ein hohes Schutzniveau für die Umwelt insgesamt sichergestellt ist", sagte Steinbach dem "Handelsblatt".
Andernfalls sei das Projekt "nicht genehmigungsfähig".
Auf die Frage, ob er befürchte, dass Tesla abspringen könne, wenn die Landesregierung zu viel bremse, sagte der SPD-Politiker. "Man sollte nie nie sagen. Ich selber sage mir ständig: So sehr ich mich über die grundsätzliche Standortentscheidung gefreut habe, wirklich freue ich mich erst in dem Augenblick, wenn der erste von Tesla beauftragte Arbeiter tatsächlich einen Spaten in die Erde sticht, um eine Baugrube auszuheben."
Erst dann sei so viel Vor- und auch genehmigungsrechtliche Arbeit geleistet, "dass wir über einen gewissen Punkt ohne Umkehr hinweg sind". Die nächsten Wochen bis Mitte März seien vor diesem Hintergrund noch eine Herausforderung, gab Steinbach zu bedenken. Wegen der neuen Brutperiode müsse spätestens bis zu diesem Termin der Wald auf dem Tesla-Areal gerodet sein. "Sonst würde sich das Projekt um voraussichtlich ein Dreivierteljahr verzögern", sagte der Wirtschaftsminister. "Das wäre dann eine Situation, in der ich deutlich skeptischer wäre, ob wir Tesla noch bei der Stange halten können."
Brandenburg rechnet wegen Tesla mit weiteren Firmenansiedlungen
Der brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) rechnet infolge der geplanten Tesla-Gigafactory in Grünheide mit weiteren Firmenansiedlungen im Umfeld der Elektroautofabrik. "Firmen, die vorher noch nicht mal wussten, wo Brandenburg liegt, haben uns nun auf der Landkarte entdeckt und wollen sich hier auch ansiedeln", sagte Steinbach dem "Handelsblatt".
Es gebe bereits "einige" Anfragen mit direktem
Bezug zur Tesla-Fabrik. "Unternehmen, die sagen, wir können bei der
Energieversorgung helfen oder bestimmte Bauteile zuliefern." Steinbach
hob die Bedeutung des Tesla-Projekts für die Region hervor. "Für
Brandenburg ist schon die erste Ausbaustufe die größte industrielle
Ansiedlung seit der Wende und ein enormer Beschäftigungsmotor für das
Land", sagte er.
Zum Arbeitskräftebedarf stelle das Unternehmen derzeit eine Übersicht
zusammen. Dabei gehe es um Jobs im hochqualifizierten Bereich und um
Arbeitskräfte auf der Facharbeiterebene.
"Die große Hochschuldichte, die wir in der Hauptstadtregion und von Magdeburg bis Dresden haben, wird helfen, den Bedarf zumindest an hochqualifizierten Arbeitskräften zu decken", sagte der Minister. Zudem werde Tesla zumindest am Anfang auch Beschäftigte aus den anderen beiden Gigafabriken in den USA und China mitbringen. Steinbach rechnet damit, dass ein Teil der benötigen Facharbeiter zunächst aus Brandenburg kommen werde.
"Ich bin mir sicher, dass darüber hinaus ein Teil derjenigen, die aufgrund des Strukturwandels in der Automobilindustrie ihren Arbeitsplatz etwa in Süddeutschland verlieren, nach Brandenburg kommen werden - weil sie Teil der Geschichte sein wollen, die hier geschrieben wird", fügte der SPD-Politiker hinzu. Ein weiterer Teil werde vielleicht aus Polen kommen. "Die Bahnstation, die zu diesem zukünftigen Werk gehört, liegt ziemlich genau auf der Hälfte zwischen der polnischen Grenze und Berlin: das ist eine Entfernung, die man auch mit täglichem Pendeln bewältigen kann." Am Ende werde es also "ein großer Mix" sein, so Steinbach.
Quelle: dts Nachrichtenagentur