ZDF-Politbarometer März 2006 / Wachsende Ablehnung des Streiks im öffentlichen Dienst
Archivmeldung vom 11.03.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.03.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Ablehnung des Streiks im öffentlichen Dienst gegen eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit wächst: Inzwischen halten den Streik nur noch 36 Prozent aller Befragten (minus 6 im Vergleich zu vor drei Wochen) für richtig und 61 Prozent (plus 6) lehnen ihn ab. Besonders rückläufig ist die Zustimmung bei den Gewerkschaftsmitgliedern, von denen ihn jetzt noch 56 Prozent (minus 10) richtig finden.
Eine Verlängerung der Arbeitszeit auf die von den
öffentlichen Arbeitgebern im Westen angestrebte Arbeitszeit von 40
Wochenstunden wird von 58 Prozent der Befragten unterstützt (dagegen
39 Prozent). Das Image des öffentlichen Dienstes ist dabei nicht
besonders gut: So meinen 48 Prozent, dass man im öffentlichen Dienst
weniger arbeiten müsse für sein Geld als in der Privatwirtschaft, nur
10 Prozent meinen, man müsse dort mehr arbeiten (kein Unterschied: 35
Prozent).
Laut Rentenbericht der Bundesregierung aus dieser Woche sollen die
Renten aufgrund der Lohnentwicklung auch in den nächsten Jahren
nicht erhöht werden. Das finden nur 32 Prozent richtig und 65
Prozent nicht richtig. Mit Ausnahme der Anhänger der Grünen werden
Null-Runden für die Rentner von allen anderen Partei-Anhängergruppen
mehrheitlich abgelehnt.
Die Einsetzung eines BND-Untersuchungsausschusses findet eine etwas
größere Zustimmung als noch im Januar. Inzwischen sind 45 Prozent
für einen solchen Untersuchungsausschuss und nur noch 49 Prozent
dagegen. Im Januar waren noch 53 Prozent gegen einen
Untersuchungsausschuss und 43 Prozent dafür. Umstritten ist in
diesem Zusammenhang auch die Rolle der rot-grünen Bundesregierung:
So meinen 43 Prozent, dass die alte Bundesregierung die USA im Irak-
Krieg stärker unterstützt hat, als sie es damals dargestellt hatte,
42 Prozent glauben das jedoch nicht (weiß nicht: 14 Prozent).
Die Forderung von Bundesinnenminister Schäuble, bei der Fußball-
Weltmeisterschaft die Bundeswehr zur Entlastung der Polizei
einzusetzen, wird von 68 Prozent der Befragten unterstützt und von
28 Prozent abgelehnt. Sein Vorschlag findet bei den Unionsanhängern
(76 Prozent) und denen der FDP (66 Prozent) den meisten Zuspruch,
aber auch bei den Anhängern der SPD (63 Prozent), der Linken.PDS (59
Prozent) und der Grünen (55 Prozent) gibt es mehrheitlichen
Rückhalt.
Diesen Monat kann keiner der zehn wichtigsten Politiker und
Politikerinnen in Deutschland sein Ansehen verbessern, sondern
bestenfalls halten: Auf Platz eins liegt jetzt wieder Angela Merkel
mit einem unveränderten Durchschnittswert auf der +5/-5-Skala von
2,2. Danach mit deutlichem Abstand Matthias Platzeck mit nur noch
1,4 (Feb.: 1,7), dicht gefolgt von Frank-Walter Steinmeier mit 1,3
(Feb.: 1,6) und Peer Steinbrück mit 1,2 (Feb.: 1,4). Um vier Plätze
abgerutscht ist Horst Seehofer, der nur noch 1,1 (Feb.: 2,8) erhält.
Danach Wolfgang Schäuble mit unveränderten 1,0, vor Franz
Müntefering wie im Vormonat mit 0,8. Danach beginnt der
Minusbereich: Unverändert mit minus 0,2 Guido Westerwelle jetzt vor
Gerhard Schröder mit minus 0,3 (Feb.: 0,1). Weiterhin Schlusslicht
bleibt Edmund Stoiber mit jetzt minus 1,2 (Feb.: minus 1,0).
Dass Jürgen Klinsmann der richtige Bundestrainer ist, meinen 43
Prozent, er sei der falsche, sagen 31 Prozent und keine Meinung dazu
haben 26 Prozent.
In der politischen Stimmung kommt die CDU/CSU jetzt nur noch auf 43
Prozent (minus 3), die SPD verbessert sich auf 32 Prozent (plus 3),
die FDP verliert etwas und kommt auf 7 Prozent (minus 1), die
Linke.PDS legt leicht auf 7 Prozent zu (plus 1), während die Grünen
auf 7 Prozent zurückfallen (minus 2).
Wenn schon am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien eine
größere Rolle spielen. Dies berücksichtigt die Politbarometer-
Projektion: Die CDU/CSU käme danach auf 41 Prozent, die SPD auf 32
Prozent, die FDP auf 8 Prozent (alle unverändert). Die
inkspartei.PDS könnte sich auf 8 Prozent (plus 1) verbessern,
während die Grünen einen Punkt auf 7 Prozent einbüßen würden. Die
sonstigen Parteien erhielten zusammen 4 Prozent.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 7. bis 9. März 2006 bei 1.277 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch geführt. Die Befragung ist repräsentativ
für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die
Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei
den kleineren 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer gibt es
am Freitag, 7. April 2006, nach dem "heute- journal". Bereits am
nächsten Freitag, 17. März 2006, gibt es Umfrageergebnisse zu den
Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und
Sachsen-Anhalt.
Quelle: Pressemitteilung ZDF