Studie: Reformen könnten 1,2 Millionen Vollzeitstellen bringen
Archivmeldung vom 16.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer gerade beschlossene Wegfall der Steuerklassen 3 und 5 unter Beibehaltung des Ehegattensplittings kann nach Berechnungen des Ifo-Instituts in Deutschland einen Beschäftigungsgewinn von 67.000 Vollzeitkräften bringen.
Insgesamt ließen sich durch Reformen im Steuer- und Sozialsystem mehr
als 1,2 Millionen Vollzeitstellen besetzen, heißt es in einer am Freitag
veröffentlichten Studie des Instituts für die IHK München und
Oberbayern. Durch "Fehlanreize" vor allem für Frauen und Ältere liegen
demnach bislang "erhebliche Erwerbspotenziale" brach. "Das Steuer- und
Abgabensystem in Deutschland kann definitiv so umgebaut werden, dass der
Arbeitskräftemangel gemildert wird", sagte Volker Meier vom Ifo-Zentrum
für Arbeitsmarkt- und Bevölkerungsökonomik, einer der Autoren der
Studie.
Ein Übergang vom Ehegattensplitting zu einem
Familiensplitting würde laut Studie ein Beschäftigungsplus von etwa
200.000 Vollzeitstellen in Deutschland auslösen, ein Ende der
beitragsfreien Mitversicherung von Ehegatten in der gesetzlichen
Kranken- und Pflegeversicherung 150.000 Vollzeitkräfte in die
Beschäftigung bringen. Höhere Rentenabschläge bei Frührentnern würden
ein Beschäftigungsplus von umgerechnet 180.000 Vollzeitkräften bewirken.
Laut Ifo sind 0,5 Prozent Rentenabschlag versicherungsmathematisch
gerechtfertigt für jeden Monat des vorzeitigen Rentenbeginns. Derzeit
werden nur 0,3 Prozent Rente abgezogen.
"Angesichts des
Alterungsschubs und des Arbeitskräftemangels muss unser Steuer- und
Sozialsystem konsequent Erwerbstätigkeit belohnen", sagte
IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. Dabei komme es auf jeden
Beschäftigungsanreiz an: "Ob Einstieg in die Erwerbstätigkeit, einige
Wochenstunden mehr in der Teilzeitarbeit oder längeres, weil
attraktiveres Arbeiten zur Rente hin - jede Wochenarbeitsstunde mehr
zählt." Entsprechende Reformen wären auch ein "wichtiger Beitrag für
mehr Fairness" unter allen Steuer- und Abgabenzahlern sowie zwischen den
Generationen. "Generell bleibt aber auch der Befund, dass die Steuer-
und Abgabenlast für Erwerbstätige in Deutschland zu hoch ist."
Weiter
hat das Ifo-Institut berechnet, dass mehr Kinderbetreuung (400.000
zusätzliche Plätze) ein Beschäftigungsplus von 58.000 Vollzeitstellen
bedeuten würde. Der Effekt lasse sich noch steigern, wenn die
Betreuungsplätze vornehmlich in Mangelregionen geschaffen würden. Laut
Ifo sind dies vor allem die Großstädte in Westdeutschland.
Das
gesetzliche Renteneintrittsalter von 67 auf 69 Jahre anzuheben, hätte
sogar eine Mehrbeschäftigung von 473.000 Vollzeitkräften zur Folge. Die
Abschaffung der Rente mit 63 würde ein Plus von 157.000 Vollzeitkräften
bedeuten.
Die Umrechnung auf Vollzeitkräfte dient als
rechnerische Größe zum einfacheren Vergleich der Beschäftigungseffekte.
Dazu gehören aber auch Stunden-Aufstockungen von Teilzeitkräften und die
Aufnahme von Teilzeitbeschäftigungen. Jeweils gut ein Sechstel der
genannten Beschäftigungsgewinne würde auf Bayern entfallen, so die
Ifo-Volkswirte.
Quelle: dts Nachrichtenagentur