Schulz: Karlsruhe interpretiert Grundgesetz neu - Rolle des Kanzlers gestärkt
Archivmeldung vom 26.08.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Grünen-Politiker Werner Schulz hat heftige Kritik am Urteil des Bundesverfassungsgerichts geübt. Er sehe in der Entscheidung der Karlsruher Richter eine deutliche Stärkung der Rolle des Bundeskanzlers, sagte Schulz der Chemnitzer "Freien Presse".
Der Kanzler habe künftig die Möglichkeit, das
Parlament aufzulösen, wann immer er es subjektiv für nötig halte,
ohne dass es einer Nachprüfung bedürfe. Damit hätten die Richter
eine Neuinterpretation des Grundgesetzes vorgenommen.
Der Grünen-Politiker hätte hingegen eine Aufwertung des
Parlaments bei der Bewertung des gefühlten Misstrauens des Kanzlers
durch das Bundesverfassungsgericht erwartet. Auch wären Hinweise in
der Urteilsbegründung wünschenswert gewesen, wie künftig eine
Selbstauflösung des Bundestages möglich sei. Das sei enttäuschend,
betonte Schulz. Er werde jedoch das Urteil selbstverständlich
akzeptieren.
Schulz kündigte an, sich in Zukunft verstärkt dafür
einzusetzen, dass es zu einer Ausgewogenheit zwischen Parlament und
Bundesregierung komme. Da habe es in der Zeit von Gerhard Schröder
eine Verschiebung zu Gunsten des Kanzlers gegeben. Der
Grünen-Abgeordnete schlug für die nächste Legislaturperiode
parteiübergreifende Gespräche dazu vor.
Quelle: Pressemitteilung Chemnitzer "Freien Presse"