Deutsche Kernkraft-Konzerne lehnen Laufzeitverlängerung klar ab
Archivmeldung vom 05.06.2019
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Freigeschaltet durch André OttDie drei deutschen Kernkraftwerksbetreiber haben der Forderung nach einer Laufzeitverlängerung für ihre noch in Betrieb befindlichen Akw eine klare Absage erteilt. Übereinstimmend lehnen Eon, RWE und EnBW in Stellungnahmen für den Fachdienst "Tagesspiegel Background Energie & Klima" den Vorschlag ab, aus Klimaschutzgründen und wegen des Kohleausstiegs die Laufzeiten über 2022 hinaus zu verlängern.
EnBW teilte auf Anfrage mit, der Ausstieg aus der Kernenergie sei im Jahr 2011 im politischen und gesellschaftlichen Konsens beschlossen worden und gesetzlich klar geregelt. "Die Nutzung der Kernenergie für die Stromproduktion hat sich damit in Deutschland erledigt." Für RWE ist eine Laufzeitverlängerung ebenfalls "kein Thema". Eine Sprecherin sagte: "Diese Diskussion führen wir bei uns im Unternehmen gar nicht mehr. Das Kapitel ist abgeschlossen." Ein Eon-Sprecher äußerte sich ähnlich: "Es gibt in Deutschland einen breiten gesellschaftlichen und politischen Konsens zum Ausstieg aus der Kernenergie, an dem wir nicht rütteln sollten. Wir sollten uns nun im Sinne des Klimaschutzes darauf konzentrieren, die Energiewende konsequent und in allen Bereichen erfolgreich umzusetzen."
Am Dienstag hatte eine konservative Gruppierung von CDU und CSU, die WerteUnion, Laufzeitverlängerungen gefordert. Dadurch könne der Kohleausstieg vorgezogen werden, hieß es in einer Mitteilung. Es sei höchste Zeit, den Fehler des übereilten Atomausstiegs von 2011 zu korrigieren und "die Laufzeit der sichersten Akw der Welt zu verlängern", so der Vorsitzende der WerteUnion, Alexander Mitsch. Die Debatte um Laufzeitverlängerungen war auch in der Wirtschaft aufgeflammt: Hochrangige Vertreter wie Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle und jüngst im Tagesspiegel-Background-Interview VW-Vorstandschef Herbert Diess hatten den Atomausstieg infrage gestellt. Diess sagte, "wenn uns der Klimaschutz wichtig ist, sollten die Kernkraftwerke länger laufen".
Quelle: Der Tagesspiegel (ots)