Umweltverbände drängen Grüne zu mehr ökologischem Engagement
Der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Jörg-Andreas Krüger, hat die Grünen angesichts des Ringens um den künftigen Kurs der Partei zu einem stärkeren ökologischen Engagement aufgefordert. "Die Grünen haben uns beim Naturschutz zuletzt oft enttäuscht", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Zwar haben sie den Ausbau der erneuerbaren Energien stark
vorangetrieben, dabei aber gleichzeitig sinnvolle Umweltstandards
geopfert, für die sie selbst lange gekämpft haben. Hinzu kommen
Rückschritte in der Landwirtschaft durch die Rücknahme von
Umweltvorschriften und die Vernachlässigung anderer wichtiger
Politikfelder wie beispielsweise dem Wald. Da wünsche ich mir eine
Rückbesinnung auf die Kernkompetenzen im Natur- und Klimaschutz."
Die
Grünen müssten die Ökosysteme und die Biodiversität wirksam schützen
und erneuern, nachhaltige Rahmenbedingungen für eine klimafreundliche
Wirtschaft schaffen und nicht zuletzt zivilgesellschaftliches Engagement
fördern helfen, so Krüger. Der Nabu-Präsident fügte hinzu: "So sehr es
wohl vernünftig erscheint, politisch die Mitte der Gesellschaft zu
adressieren, so fragwürdig ist es, falschen Narrativen bei der
Wirtschaftspolitik nachzulaufen."
Nachhaltiges Wachstum finde
nicht statt, weil Branchen künstlich geschützt würden. Und es werde
unmöglich, wenn man die natürlichen Ressourcen weiter ausbeute oder
zerstöre. "Ich erwarte hier eine ganzheitlichere Betrachtung der
Wirtschaftssysteme, mehr Ausgewogenheit und eine Klimapolitik, die den
natürlichen Klimaschutz durch Wälder, Moore und Böden stärker
berücksichtigt."
Patrick Rohde, Mitglied der Geschäftsführung
beim Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), sagte dem RND:
"Im Natur- und Umweltschutz hat die Regierung noch einige Hausaufgaben
nicht erledigt. Wir zählen hier auch auf die Grünen und besonders auf
den Vizekanzler."
Das bereits vereinbarte Naturflächengesetz und
eine Verrechtlichung der Nationalen Biodiversitätsstrategie müssten noch
in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden. Da die Regierung aber
bisher nicht handele, habe der BUND gerade eben die weltweit erste
Verfassungsklage auf eine bessere Naturschutz-Gesetzgebung beim
Bundesverfassungsgericht eingereicht.
Die Grünen treffen sich vom
15. bis zum 17. November zur Bundesdelegiertenkonferenz in Wiesbaden.
Dabei wird es neben der Wahl einer neuen Parteispitze auch um die Frage
gehen, mit welcher inhaltlichen Stoßrichtung der designierte
Kanzlerkandidat Robert Habeck in den Bundestagswahlkampf zieht. Er
selbst strebt einen Kurs der Mitte an.
Quelle: dts Nachrichtenagentur