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Shell-Chef greift Röttgen an - "E10 ist unser Stuttgart 21"

Archivmeldung vom 28.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Fabian Pittich
Norbert Röttgen Bild: bundestag.de
Norbert Röttgen Bild: bundestag.de

Der Mineralölkonzern Shell hat die Politik und die Autobranche wegen der mangelnden Akzeptanz des Biokraftstoffs E10 angegriffen und erwartet enorme Folgekosten. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Von den anderen, die auf dem Benzingipfel vertreten waren, hört und sieht man nicht viel", sagte Shell-Deutschlandchef Peter Blauwhoff dem Tagesspiegel (Montagausgabe) in einem Interview. Insbesondere Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sehe er in der Pflicht. "E10 betrifft eine breite Mehrheit der Bürger, und ich kann Herrn Röttgen nur auffordern, sich ebenfalls tatkräftig um mehr Akzeptanz zu bemühen. Es handelt schließlich sich um die Folgen seiner Gesetzgebung."

Der Schaden sei bereits jetzt gewaltig, kritisierte Blauwhoff. "Auf die Mineralölwirtschaft in Deutschland kommen dreistellige Millionenbeträge als Strafzahlungen zu, von den Kosten der Umrüstung ganz zu schweigen." Derzeit werde E10 ungefähr so viel verkauft wie die herkömmlichen Benzinsorten mit einem Bioethanolanteil von nur fünf Prozent, aber geplant habe man mit einem E10-Anteil von 90 Prozent. Damit sei es "ganz und gar unmöglich geworden, die Quote in diesem Jahr zu erreichen". Bis zum Jahresende muss der durchschnittliche Bioethanolanteil der verkauften Kraftstoffe 6,25 Prozent betragen, sonst werden Strafzahlungen fällig. en Kunden ist nach Blauwhoffs Einschätzung inzwischen überwiegend klar, ob ihr Auto E10 verträgt oder nicht. "Es geht nicht um Unwissen allein, sondern auch um eine Protesthaltung", sagte er. "Ich bin verwundert. E10 ist unser Stuttgart 21. Eine Gesetzgebung ist ordnungsgemäß durch alle demokratischen Schritte gegangen und wird doch faktisch zu Fall gebracht." Diese Unsicherheit in Deutschland sei ein Problem. "Eine solche Politik läuft Gefahr, als unzuverlässig wahrgenommen zu werden." Aber auch die Autobranche sei gefragt, denn sie müsse an E10 ein Interesse haben, um die von ihr geforderten CO2-Grenzwerte zu erreichen.

Shell plane bisher nicht, die E5-Sorten in großem Stil zurückzubringen, weil die Abkehr von E10 ökonomisch und ökologisch falsch sei. "Bei unseren Mitbewerbern sehe ich teilweise erste Signale in diese Richtung", sagte Blauwhoff. Wegen der geleisteten Investitionen sei dieser Weg aber für Shell "eigentlich keine Option". Es gebe Bestrebungen, "den Schwarzen Peter der Mineralölwirtschaft zuzuschieben", beklagte der Manager. "Sicher wissen wir heute, dass wir manches anders oder früher hätten machen sollen. Aber zur Wahrheit gehört doch auch: Wir reden hier über Gesetzgebung, und da ist vor allem der Gesetzgeber gefragt, sich rechtzeitig zu erklären und die Bürger zu überzeugen." Bedauerlich finde er auch, dass der ADAC nicht ausreichend hinter E10 stehe.

Quelle: Der Tagesspiegel

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