Landkreise befürchten Überforderung durch Ukraine-Flüchtlinge
Archivmeldung vom 10.03.2022
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Präsident des Deutschen Landkreistags, Reinhard Sager (CDU), erwartet stark steigende Ukraine-Flüchtlingszahlen und befürchtet eine Überforderung der Kommunen - vor allem bei der Frage der Unterbringungsmöglichkeiten. Das sagte er der "Welt".
"Wenn
in wenigen Wochen die Flüchtlingszahlen anschwellen und der Krieg immer
mehr aus dem Land treibt, könnte es problematisch werden", warnte
Sager. Dann müsse man Turnhallen zu Unterkünften machen, auf
Liegenschaften der Bundeswehr oder auf Wohncontainer als Zwischenlösung
zurückgreifen. "Auch ist die Unterstützung der Bundesanstalt für
Immobilienaufgaben angekündigt worden, den Kommunen Bundesliegenschaften
mietfrei zu überlassen. Unser Ziel ist es, vor die Lage zu kommen."
Der
Landkreistags-Präsident geht von derzeit rund 80.000 ukrainischen
Flüchtlingen in Deutschland aus. "Aber während ich das sage, ist die
Zahl vermutlich schon viel höher. Sie steigt mit jedem Tag deutlich. Es
ist derzeit nicht absehbar, wie groß die auf uns zukommende Aufgabe sein
wird", so Sager.
"Wir haben, wieder mal, eine Notlage." Jetzt
müsse schnell geholfen werden, die Menschen bräuchten zunächst eine
Unterkunft und Verpflegung, das Weitere komme danach, forderte der
Präsident. "Damit das klappt, müssen Bund, Länder und Kommunen eng
zusammenarbeiten. Das tun wir, aber wir müssen uns in dieser Lage
besonders gut abstimmen. Das sollte der Bund in die Hand nehmen und uns
einladen."
Derzeit sei nicht absehbar, dass die aktuelle Krise
nach wenigen Wochen enden wird. Die Kommunen seien grundsätzlich in der
Lage, die kommenden Herausforderungen zu meistern. Sie seien
krisenerprobt, und dennoch stehe man vor einer gewaltigen
Herausforderung.
"Ob daraus eine dauerhafte Überforderung wird,
ist nicht absehbar und auch ein müßiger Gedanke. Denn fest steht, dass
es keine Alternative dazu gibt, jetzt einfach anzupacken. Und den
Verzagten sage ich: Wir haben die Flüchtlingswelle 2015 und 2016
schließlich auch gemeistert."
Quelle: dts Nachrichtenagentur