Renten-Präsident Rische rechnet mit politischem Konsens bei Rente gegen Altersarmut
Archivmeldung vom 03.06.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Präsident der Deutschen Rentenversicherung, Herbert Rische, geht davon aus, dass nach der Bundestagswahl eine Rente gegen Altersarmut kommt. "Ich rechne damit, dass Anfang der nächsten Legislaturperiode ein Konsens für ein Rentenkonzept gefunden wird, das gegen Altersarmut wirkt. Das ist aus meiner Sicht sehr wichtig", sagte Rische der "Rheinischen Post".
Er warnte zugleich vor zu hohen Erwartungen: "Die Rentenversicherung kann nicht die Reparaturfunktion für eine Gesellschaft übernehmen, in der sich der Niedriglohnbereich immer weiter ausbreitet." Wenn der Niedriglohnsektor weiter wachse, seien "lohnbezogene Sozialversicherungssysteme kaum noch funktionsfähig", betonte Rische.
Rentenversicherung will Zusatz-Vorsorge anbieten
Die Deutsche Rentenversicherung hat einen Vorstoß für eine zusätzliche Altersvorsorge unternommen: "Ich kann mir ein Modell vorstellen, nach dem die Menschen zusätzlich zu ihrer gesetzlichen Rente, über freiwillige Zahlungen weitere Ansprüche bei der Rentenversicherung erwerben", sagte der Präsident der Rentenversicherung, Herbert Rische, der "Rheinischen Post". "Solche Zahlungen ließen sich auch mit einer betrieblichen Altersvorsorge oder anderen Altersvorsorgeprodukten kombinieren", betonte er. Rische sagte, dass die Versicherten oft nach einer solchen Möglichkeit fragten. "Wir sollten hier die Türen öffnen." Der Präsident der Rentenversicherung zeigte sich zuversichtlich, dass ein derartiges Produkt "konkurrenzfähig auf dem Markt" wäre. Rische regte auch an, dass es dafür staatliche Zuschüsse geben sollte: "Die Entscheidung, über die gesetzliche Rente zusätzlich vorzusorgen, wäre leichter, wenn es dafür Zuschüsse gäbe."
Versicherungen bei Rische-Vorschlag zurückhaltend
Versicherungsunternehmen stehen dem Vorstoß der Deutschen Rentenversicherung kritisch gegenüber, künftig selbst zusätzliche Altersvorsorgeprodukte anzubieten. "Richtig ist, wenn Herr Rische auf die Notwendigkeit privater Zusatzvorsorge hinweist. Sein Vorschlag ist aber nichts anderes als ungedeckte Schecks auf die Zukunft zu verkaufen", heißt es beim GDV auf Anfrage der "Welt". "Freiwillige Zusatzbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung erhöhen die impliziten Staatsschulden und die Lasten künftiger Generationen." Zusatzbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung bedeuteten automatisch eine höhere Belastung oder niedrigere Renten für die künftigen Beitragszahler. Der Branchenverband warnt: "Damit würden wir die erreichten Erfolge der Rentenreformen konterkarieren."
Zuvor hatte sich die Deutsche Rentenversicherung zu Wort gemeldet. Sie ist mit 23,2 Millionen Versicherte und mehr als 9,5 Millionen Rentnern nach eigenen Angaben der größte Rentenversicherungsträger in Deutschland. "Ich kann mir ein Modell vorstellen, nach dem die Menschen zusätzlich zu ihrer gesetzlichen Rente, über freiwillige Zahlungen weitere Ansprüche bei der Rentenversicherung erwerben", sagte der Präsident der Rentenversicherung, Herbert Rische der "Rheinischen Post". "Wir sollten hier die Türen öffnen", betonte Rische und zeigte sich zuversichtlich, dass ein Produkt der Rentenversicherung "konkurrenzfähig auf dem Markt" wäre. Axel Kleinlein, Versicherungsmathematiker und ehemaliger Vorstandsvorsitzender beim Bund der Versicherten (BdV) zeigt sich im Gegensatz zur Versicherungswirtschaft sichtlich erfreut über den Vorstoß von Rentenkassen-Chef Rische und sagte gegenüber der "Welt": "Damit würde es endlich einen richtigen Wettbewerb zwischen der gesetzlichen Rentenversicherung und privaten Anbietern geben - das wäre für den Bürger von Vorteil". Zumal der Vorschlag eine ganz klare Absage an politische Lösungen sei, die sich auf versicherungsfremde Leistungen stützen "wie etwa die derzeitigen Vorschläge der CDU mit der Lebensleistungsrente der Union und die Solidarrente der SPD." Zumal die Deutsche Rentenversicherung über zwei Weltkriege hinweg bewiesen habe, dass sie ihren Job verstehe. Kleinlein: "Die Privaten Anbieter hingegen haben versagt, was sich jetzt rächt."
Der Branchenprimus Allianz macht seine Ablehnung ohne Umschweife deutlich: "Dem Vorstoß können wir nichts abgewinnen." Der Staat habe mit der durch Zulagen und Steuervorteilen geförderten Altersvorsorge - Riester-Rente, Basis-Rente und der betrieblichen Altersversorgung - sehr attraktive Möglichkeiten der Zusatzvorsorge und Ergänzung der gesetzlichen Rente geschaffen. Gerade die betriebliche Altersvorsorge genieße hohe Akzeptanz und sollte vor allem in kleineren und mittleren Unternehmen noch stärker verbreitet werden. "Zusatzbeiträge zur gesetzlichen Altersvorsorge", so befürchtet man in München, "würden dieses Ziel konterkarieren - Anreize zur individuellen Vorsorge gingen verloren."
Quelle: dts Nachrichtenagentur