Wirtschaftsverband kritisiert die Hightech-Strategie der Bundesregierung
Archivmeldung vom 22.04.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie deutsche Wirtschaft ist unzufrieden darüber, wie die Bundesregierung Forschungsprojekte etwa in Energietechnik, Gesundheitssystem oder Verkehr fördert. "Die Hightech-Strategie hat nicht gezündet", sagte der Präsident des Deutschen Industrie und Handelskammertags, Eric Schweitzer, dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" anlässlich einer Studie seines Verbandes.
Demnach kennen nur etwa ein Drittel der Unternehmen dieses Zukunftsprojekt. Und von den wenigen, die informiert sind, erwarten drei Viertel keine oder nur geringe Potentiale für die Innovationskraft des Landes. Der staatliche Finanzierungsanteil an den Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen gehe seit Jahren zurück und liege inzwischen bei fünf Prozent, mahnt der DIHK.
Schweitzer bemängelt, dass die Wirtschaft bei wichtigen Projekten wie "Morgenstadt" zur Schaffung klimaneutraler Städte nicht ausreichend einbezogen wird. Nötige Reformen für mehr Innovation seien von der Regierung vernachlässigt worden, etwa steuerliche Erleichterungen beim Einsatz von Wagniskapital. Diese Woche treffen sich Vertreter aus Forschung, Politik und Wirtschaft zu einem Spitzentreffen, um eine Neuausrichtung der Hightech-Strategie zu beraten.
Forschungsunion: Bundesregierung soll High-Tech-Strategie schärfen
Die sogenannte Forschungsunion drängt die Bundesregierung, ihre High-Tech-Strategie zu schärfen und langfristig anzulegen. Neben den bisherigen Schwerpunkten Energie, Gesundheit, IT, Mobilität und Sicherheit fordern sie weitere zur Dienstleistungsforschung oder der künftigen Organisation der Arbeit. Das geht aus dem "Perspektivenpapier" der Forschungsunion hervor, das dem "Handelsblatt" vorab vorliegt.
Die Empfehlungen dürften großen Einfluss auf die künftige Technologiepolitik in Deutschland haben - sofern die CDU an der Regierung bleibt. Es geht um enorme Summen: Von 2010 bis Ende des Jahres 2013 wird der Bund insgesamt 23 Milliarden Euro in die Bereiche investieren, die die High-Tech-Strategie als essenziell ausgemacht hatte.
Die langährige Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) hatte die Forschungsunion von 28 Top-Forschern und Managern 2006 einberufen Nun dürfe die Forschungspolitik nicht unter dem Sparzwang der Öffentlichen Haushalte leiden, "auch wenn im Forschungssystem selbst noch Effizienzreserven zu heben sein mögen", schreiben die Berater um die zwei Vorsitzenden Hans-Jörg Bullinger, Ex-Chef der Fraunhofer-Gesellschaft, und Arend Oetker, Präsident des Stifterverbandes.
Um die Effizienz des Wissenschaftssystems zu steigern, mahnen sie eine engere Kooperation der Wissenschaft untereinander und mit der Wirtschaft an. Inhaltlich sehen die Berater etwa das Internet noch lange nicht ausgereizt - vor allem für die Wirtschaft. Daneben geht die Forschungsunion davon aus, dass die explosionsartige Vermehrung der digitalen Dienste in Form der Apps, die bislang vor allem Private nutzen, bald auch die Wirtschaft erreicht.
Quelle: dts Nachrichtenagentur