Eklat in Thüringen: Ex-Ostbeauftragter Wanderwitz drängt auf AfD-Verbotsantrag
Archivmeldung vom 27.09.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.09.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićAngesichts des Verhaltens der AfD bei der Auftaktsitzung des neuen Thüringer Landtags werden erneut Stimmen nach einem AfD-Verbotsverfahren laut. "Der Auftritt der AfD im Thüringer Landtag folgte ein weiteres Mal dem Drehbuch der Verächtlichmachung der parlamentarischen Demokratie und ihrer Institutionen", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz der "taz" am Freitag.
"Die rechtsradikale AfD tut das planvoll und leider wirkmächtig ob ihrer
Wahlergebnisse. Es bedarf dringend eines Verbotsverfahrens beim
Bundesverfassungsgericht, wie es das Grundgesetz in Artikel 21
vorsieht."
Wanderwitz tritt schon länger für ein
AfD-Verbotsverfahren ein und sammelt dafür Unterstützer im Bundestag, um
dort einen entsprechenden Antrag einzubringen. Man arbeite hier
interfraktionell zusammen und sei "auf der Zielgerade", sagte
Wanderwitz. Die Demokraten müssten sich wehren.
Nach der
Landtagssitzung hatte auch Thüringens SPD-Vorsitzender Georg Maier ein
AfD-Verbotsverfahren gefordert. "Die heutigen Ereignisse im Thüringer
Landtag haben gezeigt, dass die AfD aggressiv-kämpferisch gegen den
Parlamentarismus vorgeht", schrieb er auf der Plattform "X". "Ich denke,
dass damit die Voraussetzungen für ein Verbotsverfahren gegeben sind."
Die Verstöße der AfD gegen den Artikel 1 des Grundgesetzes, also gegen
die Menschenwürde, und die erforderliche "Potentialität", also die
Macht, ihre Ziele auch umzusetzen, seien dabei "schon länger
unstrittig", erklärte Maier.
Bei der konstituierenden Sitzung des
Thüringer Landtags hatte Jürgen Treutler (AfD), der als ältester
Abgeordneter in seiner Funktion als Alterspräsident die Sitzung leitete,
Geschäftsordnungsanträge der anderen Fraktionen nicht angenommen. Der
Chefjurist des Parlaments, Landtagsdirektor Jörg Hopfe hatte ihn
mehrmals darauf hingewiesen, dass dieses Vorgehen rechtswidrig sei.
Die
Parlamentssitzung wurde schließlich unterbrochen, nachdem die
CDU-Fraktion einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung beim
Thüringer Verfassungsgerichtshof eingereicht hatte, damit der
Alterspräsident die Anträge der Fraktionen zur Abstimmung stellt. Der
Gerichtshof will über den Antrag am Freitagnachmittag entscheiden. Bis
12 Uhr soll Treutler eine Stellungnahme übermitteln. Die Landtagssitzung
soll am Samstagmorgen fortgesetzt werden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur