Wegen der Wirtschaftskrise fordert die Hessen-SPD eine Zwangsanleihe für Reiche
Archivmeldung vom 22.12.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakThorsten Schäfer-Gümbel, SPD-Spitzenkandidat in Hessen, forderte nun eine Zwangsanleihe für Wohlhabende. "Eine staatliche Zwangsanleihe wäre ein schnell wirksames Instrument, um zusätzliches Geld für die Bewältigung der Wirtschaftskrise zu mobilisieren," sagte er zur "Bild"-Zeitung.
Der hessische SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer- Gümbel hat eine Zwangsanleihe für Reiche gefordert. "Eine staatliche Zwangsanleihe wäre ein schnell wirksames Instrument, um zusätzliches Geld für die Bewältigung der Wirtschaftskrise zu mobilisieren," sagte er der "Bild"-Zeitung. Wohlhabende mit einem Geld- und Immobilienvermögen von mehr als 750.000 Euro sollten verpflichtet werden, dem Staat zwei Prozent ihres Vermögens für 15 Jahre zu einem Zinssatz von maximal 2,5 Prozent zu leihen. Mit den auf bis zu 50 Milliarden Euro geschätzten Einnahmen sollten anschließend Investitionen zur Belebung der Wirtschaft finanziert werden.
Schäfer-Gümbel sprach sich aber dagegen aus, mit den Einnahmen aus der
Zwangsanleihe Steuersenkungen zu finanzieren. "Es wäre aber absolut
falsch, gleichzeitig Steuern zu senken. Steuersenkungen sind in der
Krise das absolut falsche Instrument."
Unterdessen plädierte der
SPD-Politiker Thomas Oppermann dafür, von der im Zusammenhang mit einem
zweiten Konjunkturpaket der Bundesregierung diskutierten Senkung der
Krankenkassenbeiträge nur die Arbeitnehmer profitieren zu lassen.
Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion sprach
sich in der "Frankfurter Rundschau" dafür aus, den Sonderbeitrag zur
Krankenkasse von 0,9 Prozent, den ausschließlich die Arbeitnehmer
zahlen, durch den Bund zu finanzieren. "Das wäre gerechter und ein
effektiverer Beitrag zur Kaufkraftstärkung als jede Steuersenkung", so
Oppermann.
Derzeit wird in der großen Koalition diskutiert, im
Zuge des zweiten Konjunkturprogramms die Beiträge zur gesetzlichen
Krankenkasse zu senken. Im Gespräch ist eine Summe von zehn Milliarden
Euro. Alternativ zur Übernahme des Sonderbeitrags für die Arbeitnehmer
durch den Staat wird überlegt, den allgemeinen Versicherungsbeitrag zu
senken. Davon würden neben den Versicherten auch die Arbeitgeber
profitieren.
Die Vorsitzende des Spitzenverbandes der
gesetzlichen Krankenversicherung, Doris Pfeiffer, begrüßte die
Überlegungen, mit Hilfe von Steuergeldern die Beitragssätze zu senken.
"Das Gesetz sieht ohnehin vor, dass der Steueranteil im
Gesundheitsfonds langfristig auf 14 Milliarden Euro steigen soll. Diese
Steuermittel schneller aufzustocken, fände ich sinnvoll", sagte sie der
"Süddeutschen Zeitung". "Wenn man das als Konjunkturmaßnahme machen
will, dann so schnell wie möglich."
Auf eine der beiden
diskutierten Varianten wollte sich Pfeiffer nicht festlegen: "SPD und
Union haben den Zusatzbeitrag gemeinsam eingeführt. Sie sollten jetzt
auch gemeinsam entscheiden, ob er bleiben soll oder nicht."
SPD-Generalsekretär
Hubertus Heil forderte eine Entlastung unterer und mittlerer Einkommen.
In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" kündigte er an, die SPD werde mit
ihrem steuer- und abgabenpolitischen Konzept auch dafür sorgen, dass
der Staat "in den nächsten Jahren handlungsfähig" bleibe. Die
Steuersenkungsforderungen auf Pump der CSU seien "weder wirtschaftlich
vernünftig noch staatspolitisch vertretbar". Alle Maßnahmen müssten
sich daran messen lassen, ob sie Beschäftigung sichern, sagte Heil.
Wenn es Möglichkeiten der Entlastung gebe, dann "eher bei den Abgaben
als bei den Steuern". Dies könne etwa durch eine stärkere
Steuerfinanzierung von sozialer Sicherheit geschehen.