Druck auf Scholz im Streit um Waffenlieferungen wächst
Archivmeldung vom 13.09.2022
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.09.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićIm Streit um die mögliche Lieferung deutscher Panzerfahrzeuge an die Ukraine gerät Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) immer stärker unter Druck. Beide Koalitionspartner, die Opposition, deutsche Ex-Militärs sowie die ukrainische Regierung befürworten die Verschiffung von Panzern, Radpanzern und Schützenpanzern, berichtet die "Bild".
Neu ist demnach zudem, dass sich auch die USA für die Lieferung deutscher Panzer in das Kriegsland ausgesprochen haben. Mychajlo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, sagte der Zeitung: "Die deutsche Verweigerung der Lieferung von Panzern während der erfolgreichen Gegenoffensive (
) an uns ist überraschend und kurzsichtig." Podolyak sagte in Richtung deutsche Regierung: "Wir bitten unsere Partner, ihre Worte verantwortungsbewusst zu nehmen und ihre Versprechen einzuhalten. Oder öffentlich den Verzicht auf die Freiheit zu erklären."
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk sagte, die Ukrainer seien "sehr enttäuscht, dass der Kanzler auch nach diesen beeindruckenden Erfolgen der ukrainischen Armee auf die Bremse bei schweren Waffen tritt". Dies sei "ein verheerendes Signal". Auch die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, sagte der "Bild", dass die Forderung, auch Panzer zu liefern, "schon lange auf dem Tisch" liege. Sie sprach sich sowohl für die Lieferung des "Transportpanzer Fuchs, einem radgetriebenen sogenannten Schwimmpanzer" aus, als auch für "den Schützenpanzer Marder, der im Gefecht eingesetzt werden kann, um russische Stellungen zu bekämpfen".
Dabei setzt Strack-Zimmermann auf Schnelligkeit und darum auch auf staatliche Bestände "aus dem Bestand der Bundeswehr nehmen". Innerhalb eines Jahres könnten diese Panzer der Truppe seitens der Industrie wieder zugeführt werden. Der verteidigungspolitischer Sprecher der Union, Florian Hahn, forderte in der Zeitung, die Bundesregierung müsse "vom Bremser endlich zum Motor bei der Unterstützung der Ukraine werden". Das schließe deutsche Panzer und Schützenpanzer mit ein.
Scholz müsse "endlich führen und mit seinen fadenscheinigen Ausreden aufhören". Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter nannte praktische Gründe, weshalb Deutschland und andere Staaten nun schwere Waffen liefern müssten: "In den befreundeten NATO-Staaten gibt es bald keine Panzer sowjetischer Bauart mehr, die wir der Ukraine geben können." Deshalb müsse man der Ukraine besser heute als morgen auch westliche Kampfpanzer liefern, so Hofreiter.
Deutschland dürfe sich "nicht mehr hinter anderen Ländern verstecken" und "die Zeit der Ausreden muss endlich vorbei sein", so die Kritik des Ampel-Politikers in Richtung SPD. Zuspruch bekommen die Politiker von Ex-General Hans-Lothar Domröse. Dieser sagte der "Bild", dass die Ukrainer "die richtigen Waffen" brauchten, "dazu gehören auch Kampf- und Schützenpanzer". Nur so könnten sie ihr Land zurückgewinnen. Es sei "höchste Zeit", so Domröse, "die bei der Industrie stehenden Systeme zu liefern, um den Ukrainern beim Durchbruch zu helfen".
Quelle: dts Nachrichtenagentur