Landkreistag-Präsident Sager: Bund muss endlich gleichwertige Lebensverhältnisse für Stadt und Land schaffen
Archivmeldung vom 27.10.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.10.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, fordert von der neuen Bundesregierung, endlich gleichwertige Lebensverhältnisse für Stadt und Land zu schaffen. "Wir haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten eine auf die Großstädte zentrierte Politik gehabt, das muss sich ändern", sagte Sager der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
Entscheidend sei dafür vor allem der zügige Ausbau der Digitalisierung auf dem Land: "Denn nur wer überall findet, was er zum Leben braucht, kann frei entscheiden, wo er leben möchte", sagte Sager, der auch Landrat im schleswig-holsteinischen Kreis Ostholstein ist.
Sager forderte außerdem mehr Eigenverantwortung für die Kommunen, Kreise und Städte in finanziellen Dingen: "Etwa 25 Prozent der staatlich veranlassten Ausgaben werden kommunal getragen, aber trotzdem landen dort nur etwa 14 Prozent der Steuereinnahmen. Diese große Lücke ist nicht länger hinnehmbar", sagte Sager, der sich auch gegen eine Lockerung der Schuldenbremse und neue Kreditaufnahmen für die Zukunftsprojekte der künftigen Bundesregierung stellt: "Der Staat muss endlich lernen, mit seinen nicht ganz schlechten Einnahmen zu haushalten."
Kritisch sieht der Landkreistag-Präsident darüber hinaus die zunehmende Einmischung des Bundes in föderale Belange: "Der Bund will in Bereichen Politik gestalten, die ihn nichts angehen. Das ist übrigens auch die Schuld der Länder, die sich in den letzten Jahren mit vielen Milliarden nach und nach ihre Zuständigkeiten vom Bund faktisch haben abkaufen lassen."
Kritisch geht Sager auch mit der CDU, für die er von 1992 bis 2001 im Schleswig-Holsteinischen Landtag saß, um: "Die CDU hat einen sinnentleerten Bundestagswahlkampf gemacht, sie war weder programmatisch noch thematisch richtig aufgestellt. Darüber hinaus ist sie personell ausgelaugt, es fehlt ihr an authentischen Persönlichkeiten." Einen Favoriten für den Parteivorsitz hat er nicht, aus einem einfachen Grund: "Diejenige oder denjenigen habe ich noch nicht gesehen."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)