Debatte um den Bundespräsidenten Staatsrechtler Battis: Köhler ist konsequent
Archivmeldung vom 15.12.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Staatsrechtler Ulrich Battis hat Bundespräsident Horst Köhler gegen Kritik in Schutz genommen und dessen Kritiker seinerseits scharf attackiert.
"Das Prüfungsrecht habe alle
Bundespräsidenten ausgeübt, Heinrich Lübke mehr, Johannes Rau
weniger", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen
Zeitung" (Freitag-Ausgabe). "Im Zweifel wird der Bundespräsident den
Gang zum Bundesverfassungsgericht empfehlen. Als Rau dieses im Fall
des Zuwanderungsgesetzes gemacht hat, war dies allerdings kein
Ruhmesblatt. Er hat die Politiker beschimpft, das Gesetz aber
unterschrieben. Köhler ist konsequenter als Rau." Battis erklärte
weiter: "SPD-Parlamentsgeschäftsführer Olaf Scholz hat gesagt, der
Bundespräsident dürfe nur Gesetze stoppen, die die
Verfassungswidrigkeit auf der Stirn tragen. Dazu kann ich nur sagen:
Wie kann Herr Scholz sich vorstellen, dass Bundestag und Bundesrat
gemeinsam ein Gesetz erlassen, das die Verfassungswidrigkeit auf der
Stirn trägt? Das wird es wohl kaum geben. Im Klartext bedeutet das,
was Herr Scholz verlangt: Der Bundespräsident hat die Schnauze zu
halten. Und das ist dummes Zeug."
Wenn Scholz und der Parlamentarische Geschäftsführer der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Norbert Röttgen, der Ansicht seien, das
Staatsoberhaupt behindere die Arbeit des Bundesverfassungsgerichts,
wenn es wie jetzt kurz hintereinander zwei Gesetze nicht
unterschreibe, "dann sollen Herr Röttgen und Herr Scholz doch bitte
schön Anklage gegen den Bundespräsidenten beim
Bundesverfassungsgericht erheben. Das werden die nie tun, weil sie
verlieren werden. Dann sind sie richtig gelackmeiert." Battis ist
Professor für Staatsrecht an der Humboldt-Universität Berlin.
Quelle: Pressemitteilung Mitteldeutsche Zeitung