Kinderschutzbund: "Gesetz zum Kindeswohl wird wenig nützen" Präsident Heinz Hilgers im "ZDF-Mittagsmagazin"
Archivmeldung vom 23.05.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakDer Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, erwartet von dem neuen Gesetz zum Kindeswohl kaum Verbesserungen: "Das Gesetz wird - wenn überhaupt - wenig nützen", sagte Hilgers im ZDF-Mittagsmagazin am 23. Mai 2008. Es beschreibe eigentlich nur Regelungen, die Familienrichter bereits heute, wenn sie entsprechend ausgestattet und fortgebildet wären, umsetzen könnten."
Das Problem sei vielmehr, dass viele Jugendämter nicht gut ausgestattet seien. "Sie haben nicht die richtigen Hilfsmöglichkeiten zur Verfügung und sie sind nicht früh genug da. Das gilt nicht für alle, aber für viele", betonte Hilgers. "Und auch Familienrichter brauchen mehr Fortbildung in Fragen von Sozialpädagogik und Erziehungswissenschaft."
Nötig seien gut ausgestattete Jugendämter, die sich früh an alle Familien wenden und gut mit Gesundheitshilfe und Bildungssystem vernetzt seien. "Wenn man dann den Familien die richtigen Angebote macht, dann kommt es nicht zu dem fürchterlichen Kreislauf von Verzweiflung bis hin zu psychischen Erkrankungen, der ja erst einmal aus Überforderung entsteht", erklärte Hilgers. So könne man die Familien unterstützen. "Was die Eltern brauchen, ist keine Überwachung. Aber sie brauchen Wertschätzung und Hilfsbereitschaft aller zuständigen Stellen", sagte Hilgers.
Weit über 90 Prozent aller Hilfen zur Erziehung würden im Einvernehmen mit den Eltern von den Jugendämtern eingeleitet, ganz ohne die Einwirkung von Familiengerichten. "Das liegt daran, dass die Eltern auch Hilfe suchen, wenn sie in Not sind." Deshalb sehe er in dem neuen Gesetz keine zu starke Einmischung des Staates in die Belange der Familien, sagte Hilgers im ZDF-Mittagsmagazin.