Migrationsdebatte: Scholz wirft Merz "nationale Wichtigtuerei" vor
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat in der Debatte um die Migrationspolitik scharfe Kritik an CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz geübt.
Dessen Fünf-Punkte-Plan, der auch dauerhafte Grenzschließungen und
Zurückweisungen vorsieht, sei zum Scheitern verurteilt. "Nationale
Wichtigtuerei führt uns nicht weiter, wir müssen die europäische Politik
ändern", sagte Scholz dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe). Irreguläre
Migration lasse sich nicht mit markigen Sprüchen beschränken, sondern
nur durch einen besseren Schutz der europäischen Außengrenzen und
Kooperation innerhalb der EU. "Was der CDU-Chef vorschlägt, steht im
Widerspruch zu unserer Verfassung, dem Grundgesetz und den europäischen
Verträgen. Eine solche Maxime zeugt nicht von staatsmännischer
Weisheit", sagte Scholz weiter.
Auf die Frage, ob Merz die
Tradition der Union als Europa - und Rechtsstaatspartei verrate,
antwortete Scholz: "Wenn Sie es so formulieren wollen: Ja." Anders als
Merz will Scholz vor der Wahl kein neues Sicherheitspaket mehr vorlegen.
"Mit unseren Regelungen sind wir an die Grenze dessen gegangen, was das
Grundgesetz und das europäische Recht zulassen", sagte Scholz. Die
Umsetzung des neuen europäischen Asylsystems liege im Bundestag.
Zudem
könnten Sicherheitsgesetze, die der Bundesrat blockiere, im Bundestag
neu so beschlossen werden, dass die Länder sie nicht mehr blockieren
können, sagte Scholz. Die Zuständigen in den Ländern müssten die neuen
Möglichkeiten zudem auch nutzen. "So wie der bayrische Ministerpräsident
es macht, geht es jedenfalls nicht", sagte Scholz mit Blick auf
CSU-Chef Markus Söder. "Seine Arbeit ist nicht getan, wenn er sonntags
ein markiges Interview gibt."
Quelle: dts Nachrichtenagentur