Kanzler begrüßt Trumps Pläne für mehr Öl- und Gas-Exporte
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Wende Donald Trumps in der US-Energiepolitik begrüßt. Wenn Trump die USA wieder zu einem Großexporteur von fossiler Energie mache, wäre das "gut für Europa und Deutschland, weil es uns in der Übergangsphase hin zur Klimaneutralität hilft, die ja ungefähr bis zur Mitte des Jahrhunderts dauern wird", sagte Scholz dem "Handelsblatt".
"Ein größeres Angebot auf dem Weltmarkt bedeutet niedrigere Energiepreise." Scholz lobte Trump dafür, dass er anders als sein Vorgänger Joe Biden neue Terminals für Flüssiggas (LNG) bauen will. Scholz sagte, er habe sich "immer gegen den Stopp des Ausbaus der LNG-Terminals in den USA gewandt. Es ist gut, wenn nun weitergebaut wird."
Trumps Entscheidung, aus dem
Pariser Klimaabkommen auszusteigen, bedauerte Scholz hingegen. "Die
Klimaerwärmung ist eine ernsthafte Gefahr", sagte er. "Deutschland wird
seinen Kurs fortsetzen."
Sollte Trump wie angekündigt Zölle auch
gegen Importe aus der EU verhängen, ließ Scholz keinen Zweifel daran,
dass die USA mit Gegenmaßnahmen rechnen müssen. "Wenn die USA ihre
Zollpolitik gegenüber der EU verändern, können wir gemeinsam reagieren
und uns wehren. Ein Handelskrieg nützt niemanden. Aber wir sind nicht
schwach", sagte Scholz.
Der Bundeskanzler zeigte sich
zuversichtlich, dass Trump die Unterstützung der Ukraine und die
sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit den Europäern fortsetzt. "Wir
können da einen gemeinsamen Ansatz in der Ukraine-Politik hinkriegen",
sagte Scholz. Zugleich wandte er sich gegen den Vorschlag, eine rein
europäische Friedenstruppe in der Ukraine zu stationieren. "Ich bin
strikt gegen europäische Alleingänge in dieser Frage. Wir müssen
bestrebt sein, alles, was wir tun, eng mit den USA gemeinsam zu machen."
Das sei das Grundprinzip der Nato. Ohnehin sei es verfrüht, darüber zu
spekulieren, was nach dem Krieg passiere.
EU-Plänen für einen
neuen, gemeinsam finanzierten Verteidigungsfonds steht Scholz skeptisch
gegenüber. Es funktioniere nicht, "wenn überwiegend die skandinavischen
Länder, Deutschland und die Niederlande die Kosten stemmen sollten".
Erst einmal sei es wichtig, "dass alle europäischen Nato-Staaten das
Zwei-Prozent-Ziel bei den Verteidigungsausgaben aus eigener Kraft
erreichen".
Scholz mahnt eine Reform der Schuldenbremse an, damit
Deutschland die Lasten ohne harte soziale Einschnitte tragen könne. Ein
neues Konjunkturprogramm schloss der Kanzler nach der Wahl nicht aus.
Zwar gelte es, die Vorschriften der Verfassung zu beachten. "Sollte die
Lage es erfordern, muss man aber handeln. Da darf man keine Option vom
Tisch nehmen."
Laut dem "Handelsblatt" wird die Bundesregierung
ihre Konjunkturprognose für das laufende Jahr in ihrem
Jahreswirtschaftsbericht von 1,1 auf 0,3 Prozent herunterschrauben. Die
Konjunktur könnte noch stärker einbrechen, sollte Trump wie angekündigt
Zölle auf Importe aus der EU verhängen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur