Bundesrechnungshof rügt Wissings Bahnpolitik
Der Bundesrechnungshof macht Bundesverkehrsminister Volker Wissing schwere Vorwürfe. Der mittlerweile parteilose Ressortchef habe es über die gesamte Legislatur hinweg "versäumt", der Deutschen Bahn (DB) klare Vorgaben zu machen, heißt es in einem Vermerk des Rechnungshofes, über den die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.
Es gebe immer noch keine Eigentümerstrategie, dem Staatskonzern seien
"faktisch keine Grenzen" gesetzt worden. Im Gegenteil: Die fehlende
Strategie habe sogar "die gegenwärtigen Probleme begünstigt". Denn die
Bahn "nutzte dieses Steuerungsvakuum und schaffte Fakten". Das Papier
ist laut SZ Teil der "Bemerkungen" des Rechnungshofs zur Politik der
Regierung, die die Behörde am Mittwoch an den Bundestag verschickt hat.
Es
sei völlig offen, "wie viel Bahn" der Bund "zu welchen Kosten" wolle,
heißt es in dem Papier. Die eisenbahnpolitischen Ziele des Bundes seien
nicht klar definiert. Wissings Ministerium verstoße somit gegen die
Grundsätze guter Unternehmens- und aktiver Beteiligungsführung. Die
Aufsichtsbehörde hat nach eigenen Angaben im Jahr 2019 erstmals darauf
hingewiesen, dass sich die DB "mangels Vorgaben des Bundes" in die
falsche Richtung zu entwickeln drohe. "Diese Strategie fehlt noch
immer", stellt der Rechnungshof nun klar. Wissings Haus habe sie "über
Jahre verschleppt".
Dem Bericht zufolge soll
Ex-Bundesfinanzminister und FDP-Parteichef Christian Lindner Wissing
mehrmals dazu aufgefordert haben, eine Eigentümerstrategie vorzulegen.
Ohne eine solche könne er zu "keinen haushaltsrechtlichen Anträgen der
DB AG mehr einwilligen", heißt es in dem Bericht weiter. Damit wird auch
deutlich, wie groß offenbar der Dissens zwischen den beiden damals
FDP-geführten Ministerien bei der Bahn war.
Quelle: dts Nachrichtenagentur