Ex-Minister warnen vor Auflösung des Entwicklungsministeriums
Die früheren langjährigen Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) haben die voraussichtlichen Koalitionspartner Union und SPD in einem gemeinsamen Appell nachdrücklich vor Überlegungen gewarnt, das Entwicklungsministerium aufzulösen und in das Auswärtige Amt zu integrieren. Wer eine Fusion des Entwicklungsministeriums mit dem Auswärtigen Amt vorschlägt, "macht in Wahrheit die Entwicklungspolitik zu einem Anhängsel", sagte Müller dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Wer das Entwicklungsministerium auflösen will, spielt mit dem Feuer",
sagte Wieczorek-Zeul. Ohne eigenständiges Entwicklungsministerium drohe
Deutschland in den internationalen Beziehungen vom Gestalter zum
Zaungast zu werden. Jede Krise - ob Pandemie, Klimawandel oder
Gewaltkonflikte - zeige, dass das Entwicklungsministerium "unverzichtbar
ist", erklärte die SPD-Politikerin, die das Ministeramt von 1998 bis
2009 bekleidete.
"Deutschland sollte stolz auf sein
eigenständiges Ministerium sein. Es steht für eine aktive
Nord-Süd-Politik", so Wieczorek-Zeul.
Müller erklärte, eine
Zusammenlegung schwäche die Fähigkeiten Deutschlands, neue strategische
Partnerschaften bei kritischen Rohstoffen, bei der Fachkräfteausbildung
und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit aufzubauen. "Andere Länder
werden die Einladung dankend annehmen und das Vakuum nutzen", warnte der
CSU-Politiker, der von 2013 bis 2021 Entwicklungsminister war, mit
Blick auf Russland und China.
Müller sagte, sicher sei es
richtig, bei der Entwicklungszusammenarbeit noch mehr auf messbare
Wirksamkeit zu achten. "Das bekommt man aber nicht durch den Abbau von
Strukturen und Expertise", warnte er.
Die neuen geopolitischen
Realitäten machten vielmehr klar, dass Deutschland die internationale
Zusammenarbeit stärken müsse. "Es ist dabei entscheidend, die richtigen
Prioritäten zu setzen und weltweit deutsche Interessen, auch der
deutschen Wirtschaft, viel stärker zu berücksichtigen", so der
CSU-Politiker.
Quelle: dts Nachrichtenagentur