Soziologe Welzer wirft der CSU Gefährdung der Demokratie vor
Archivmeldung vom 20.09.2016
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Freigeschaltet durch André OttDer Soziologe Harald Welzer hat die CSU wegen ihrer Positionen in der Flüchtlingspolitik scharf angegriffen. "Die CSU führt sich als Stichwortgeberin der AfD auf - in der hirnrissigen Annahme, sie könnte damit bei AfD-Anhängern punkten", sagte Welzer dem "Kölner Stadt-Anzeiger" und nannte als Beispiel den Vorschlag des CSU-Vorstands, Zuwanderer aus dem christlich-abendländischen Kulturkreis zu bevorzugen.
Auf eine solch "idiotische Idee" sei noch nicht einmal die AfD gekommen. "Während die CSU mit rassistischen Versatzstücken Marketing für die AfD betreibt, soufflieren Teile der SPD von der ehemals linken Ecke aus mit ihrem Sozialneid-Vokabular. Dieses Abdriften zweier Parteien, die klassisch zum demokratischen Spektrum gehören, halte ich für ausgesprochen gefährlich", sagte Welzer.
Das "ständige Gerede" von einer "verängstigten Gesellschaft" mache ihn "inzwischen regelrecht wütend, weil es die Angst selbst erst hervorruft, diese behauptet", so der Soziologe weiter. Der Eindruck einer um sich greifenden Angst sei "ein extrem gelungenes Marketing der Rechtspopulisten. Das Verhängnisvolle ist, dass Politik und Medien diesen Quatsch auch noch für bare Münze nehmen." Welzer kündigte für diese Woche den Beginn einer "Initiative Offene Gesellschaft" seiner Stiftung "Futurzwei" an.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)